Der Schock war am Dienstag auch in Deutschland groß. Germanwings, ein Tochterunternehmen der Lufthansa, teilte am Nachmittag mit, dass unter den Toten 67 Deutsche sind. Dabei soll auch eine 16-köpfige Schülergruppe sein. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte alle Termine ab und erklärte: "Es ist ein Schock, der uns, die Franzosen und die Spanier in tiefe Trauer stürzt. Meine Gedanken sind jetzt bei den Menschen, die so jäh ihr Leben verloren haben."

Merkel sollte am Mittwoch an der Unglücksstelle in Frankreich eintreffen. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) reisten sofort am Dienstag nach Frankreich, Bundespräsident Joachim Gauck brach seine Südamerika-Reise ab.

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Katastrophe brach die Website von Germanwings zusammen. Im Laufe des Tages setzten Germanwings und Lufthansa bei Twitter ein Zeichen der Anteilnahme und änderten ihre Account-Logos zu einer Schwarz-Weiß-Version.

Am Abend strich die Airline in Frankfurt zahlreiche Flüge; einige Crews wollten oder konnten ihren Dienst am Dienstagabend aus persönlichen Gründen nicht antreten.

Bisher hat Germanwings noch nie eine Maschine bei einem Unfall verloren. Im Mai 2014 hatte ein Pilot wegen eines merkwürdigen Geruchs den Start auf Sardinien abgebrochen..

Namensänderung geplant

Der deutsche Billigflieger Germanwings wurde 1997 als "Eurowings Flug GmbH" gegründet und 2002 in Germanwings umbenannt. Der Lufthansakonzern wollte damit im hart umkämpfen Flugmarkt den Billigkonkurrenten Ryanair und Easyjet die Stirn bieten. Schon vor dem Unglück hatte die Lufthansa entschieden, den Markennamen Germanwings verschwinden zu lassen. Die Flieger sollen nur noch unter dem Namen "Eurowings" unterwegs sein.

Offen wird natürlich nicht darüber gesprochen, doch der Absturz trifft die Lufthansa auch wirtschaftlich schwer. Hohe Pensionslasten, Fehlspekulationen beim Kerosin und die fortgesetzten Arbeitskämpfe haben den Gewinn des Dax-Konzerns im vergangenen Jahr fast auf null schmelzen lassen.

Konzernchef Carsten Spohr kämpft seit Monaten mit äußerst streikfreudigen Piloten, die um ihre Pensionen und ihren Einfluss bangen. Nach dem Absturz wollen die Piloten jedoch fürs Erste nicht mehr streiken. "Der Arbeitskampf ist für uns aktuell kein Thema mehr", sagt der Sprecher der Vereinigung Cockpit, Jörg Handwerg, im "Tagesspiegel". Jetzt rede man "über ganz andere Themen". (Birgit Baumann, DER STANDARD, 25.3.2015)