Wien - Der Chef von Uber Österreich, Johannes Wesemann, verlässt überraschend und mit sofortiger Wirkung das Unternehmen, wie es in einer Aussendung am Mittwoch hieß. "Im besten Einvernehmen", lautete der Zusatz. Auf Anfrage hieß es: "Wir kommentieren Personalentscheidungen nicht." Wesemann war rund ein Jahr im Amt, sein vorübergehender Nachfolger an der Österreich-Spitze des US-Fahrdienstvermittlers wird Rasoul Daniel Jalali. Er verantwortet eigentlich die Uber-Geschäfte in der Schweiz. Jalali war vorerst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, da auf Urlaub.

Seit dem Vorjahr ist der umstrittene Fahrdienst und Taxikonkurrent in Wien präsent. Noch zu Jahresbeginn hatte Wesemann ambitionierte Ziele in einem Interview mit der Austria Presse Agentur ausgegeben: Für heuer strebte er im Schnitt Wachstumsraten von 25 bis 30 Prozent bei Fahrtenanzahl und Umsatz an. Mittelfristig wollte er außerdem mit der Stadt kooperieren.

Aus dem Fahrverhalten der Uber-Kunden könne man schon jetzt gewisse Bewegungsströme - "natürlich anonymisiert" - herauslesen. Dieses Wissen sei für Kommunen sehr spannend, wenn es etwa um Verkehrsplanung gehe. Zusammenarbeiten könne man auch mit den Wiener Linien. "In New York gibt es das schon. Wenn dort eine U-Bahn-Linie ausfällt, schickt Uber sofort eine Flotte raus, die diese Strecke zu vergünstigten Preisen abdeckt", konnte sich sich der heimische Uber-Chef im Jänner noch eine Art unterstützenden Schienenersatzverkehr vorstellen. "Ich teste mit meinen Vorstößen auch, wie ernst die Politik ihre Agenda meint", verwies Wesemann auf die Pläne der rot-grünen Stadtregierung, den Individualverkehr zu reduzieren.

Die strengen Reglements im Beförderungsgewerbe hielt er nicht überraschend für "völlig idiotisch".

Seit März des Vorjahres ist der 2009 in San Francisco gegründete und inzwischen milliardenschwere Technologiekonzern in der Bundeshauptstadt vertreten. Damals startete man mit der hochpreisigen Limousinensparte UberBLACK, seit Ende August ist zudem die Economy-Sparte UberX verfügbar. Das Unternehmen betreibt selbst keinen Fuhrpark, sondern stellt Mietwagenanbietern eine Vermittlungssoftware zur Verfügung, dafür müssen sie sich an vorgegebene Tarife halten und einen Teil des Umsatzes abführen. Kunden können über die App einen Wagen bestellen. (APA/red, derStandard, 25.3.2015)