Linz - Die in den vergangenen Tagen diskutierte Aufhebung des Bankgeheimnisses hat die Österreicherinnen und Österreicher offenbar beeindruckt: In einer aktuellen Market-Umfrage für den Standard sprachen sich 52 Prozent dafür aus, dass die Finanz künftig Konten einsehen darf.

Der Standard ließ 419 repräsentativ ausgewählte Wahlberechtigte fragen: "In der Folge der Steuerreform wird ja auch über die Abschaffung des Bankgeheimnisses diskutiert, um Steuerhinterziehung zu verhindern. Wie sehen Sie das: Sollte das Bankgeheimnis in der bisherigen Form bestehen bleiben, oder sollte die Steuerbehörde Konten einsehen können?" Darauf sagten nur 40 Prozent, dass das Bankgeheimnis bleiben sollte, wie es ist.

Market-Studienleiter David Pfarrhofer: "Es gibt hier allerdings massive Unterschiede zwischen älteren und jüngeren Befragten - und zwischen den Anhängern verschiedener Parteien."

Linker Gerechtigkeitssinn

Jüngere Befragte sind jeder Form der Einschau in ihre Konten gegenüber wesentlich skeptischer. Dasselbe gilt für die Anhänger von Neos und Freiheitlichen. Am ehesten bereit, die Finanz überall hineinschauen zu lassen, sind die erklärten Wähler der SPÖ und der Grünen - diese Gruppen sind zu etwa zwei Dritteln für die Abschaffung des Bankgeheimnisses. Pfarrhofer erklärt das im Gespräch mit dem Standard mit dem Hinweis auf das linksorientierten Wählergruppen wichtige Gerechtigkeitsverständnis.

In einer weiteren Frage untersuchte Market, wem gegenüber man die Konten, Sparbücher und Wertpapierdepots offenlegen würde - und wem eher nicht.

"Auch in dieser Fragestellung hat das Finanzamt mit 48 Prozent Zustimmung - aber eben auch 47 Prozent Ablehnung - einen überraschend hohen Zustimmungswert. Man muss das auch in Relation sehen: Knapp vier von zehn Befragten sagen uns auch, dass die eigenen Konten nicht einmal die engsten Angehörigen etwas angehen", sagt Pfarrhofer.

Zurückhaltende Junge

Auch hier sind es junge Befragte und solche im mittleren Alter, die selbst in der engsten Familie die Finanzen geheim halten wollen: "Bei den Jungen heißt das wahrscheinlich auch: Die Eltern brauchen da nicht reinzuschauen, bei den Menschen zwischen 30 und 50 ist es die Partnerin oder der Partner, dem man die Karten beziehungsweise Konten nicht offenlegen will", interpretiert Pfarrhofer. Wenig Freude hätte man daran, wenn die Sozialversicherung alle Kontobewegungen kennen würde - dies womöglich aus Angst, Ansprüche auf Sozialleistungen zu verlieren, vermutet der Meinungsforscher.

Noch deutlich heikler wird die Frage beurteilt, ob der Arbeitgeber oder Arbeitskollegen über die finanzielle Situation orientiert sein sollten. Auch der weiteren Verwandtschaft - die sich eventuell als Erbschleicher einstellen könnte oder die sich abwenden könnte, wenn da nichts zu erwarten ist - wird nicht gern offen gelegt.

Und die stärkste Ablehnung erfährt die Neugier der Nachbarn: "Die sollen vielleicht das teure Auto sehen, nicht aber, ob es auf Pump gekauft ist" , sagt Pfarrhofer. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 26.3.2015)