Schon wieder ein Immobilienpreisspiegel: Die Statistik Austria hat am Mittwoch ihren ersten Häuser- und Wohnungspreisindex präsentiert, der fortan quartalsweise veröffentlicht werden soll. Im Unterschied zu den meisten anderen Preisspiegeln wird dafür aber mit tatsächlichen Kaufpreisen – und nicht mit den Angebotspreisen – gearbeitet. Außerdem ist der Preisspiegel aufgrund von einheitlichen Erhebungsmethoden mit anderen EU-Ländern vergleichbar, erklärte Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistik Austria.
Aber bleiben wir vorerst in Österreich. Hier sind zwischen 2010 und dem vierten Quartal 2014 die Preise von Wohnimmobilien um 25 Prozent gestiegen, berichtete Pesendorfer: Am stärksten die Preise von gebrauchten Wohnungen mit 28 Prozent, gefolgt von neuem Wohnraum mit 22 Prozent und gebrauchten Häusern um 20 Prozent.
Für 2014 ortete der Experte aber eine "deutliche Abkühlung des Wohnimmobilienmarkts". Konkret stiegen im Vorjahr die Preise für Häuser und Wohnungen österreichweit um nur 3,5 Prozent, 2013 waren es noch 5,2 Prozent. Die Preise für neuen Wohnraum stiegen 2014 um 4,9, jene für gebrauchten um 3,2 Prozent.
Beruhigung in Wien
50.700 Transaktionen gab es im Vorjahr – mehr als in jedem anderen Jahr seit Beginn der Messung 2010. Bestimmende Komponente: Transaktionen gebrauchten Wohnraums, die 87,9 Prozent ausmachten. Der starke Anstieg der Transaktionen (2013 waren es 41.100) dürfte laut Pesendorfer auf Preisrückgänge zurückzuführen sein, auch Diskussionen im Vorfeld der Steuerreform könnten einen Einfluss gehabt haben.
Wenig überraschend: "Die Preisdynamik ist am größten in Wien", so Pesendorfer. Bei gebrauchten Wohnungen sind die Preise in der Bundeshauptstadt im Vorjahr um 5,2 Prozent gestiegen, 10,2 Prozent waren es noch 2013.Die stärkste Steigerung bei gebrauchten Häusern im ländlichen Bereich gab es im Burgenland (plus 6,1 Prozent), was Pesendorfer aber auch auf die geringe Anzahl an Transaktionen zurückführte, die für statistische Ausreißer sorgen könnten.
International liege Österreich "etwas über dem EU-Schnitt". Vor allem in den nordischen und den baltischen Ländern habe es in den ersten drei Quartalen des Vorjahres, die zum Vergleich zur Verfügung standen, starke Steigerungen um die zehn Prozent gegeben. Auch in Großbritannien und Irland gebe es "Anfänge eines Immobilienbooms" aufgrund der sich erholenden Konjunktur.
Der Index sei "das Ergebnis langjähriger Entwicklungsarbeit", sagte Josef Auer von der Direktion Volkswirtschaft der Statistik Austria. Er ist einer von elf wirtschaftlichen Indikatoren des Frühwarnsystems Macroeconoic Imbalance Procedure (MIP). Der Hintergrund: Die EU-Kommission will in Mitgliedsländern "makroökonomische Verschiebungen" beobachten lassen, um Immobilienblasen frühzeitig zu entdecken. 2013 gab es dazu eine EU-Verordnung, im Herbst des Vorjahres folgte eine nationale Verordnung über die Erstellung von Häuser- und Wohnungspreisindizes.
Datenmaterial angekauft
Als Datenmaterial dienen Kaufverträge aus der Urkundensammlung des Grundbuchs und Daten der Grunderwerbsteuer, die mit Daten aus dem Gebäude- und Wohnungsregister ergänzt werden. Die Grundbuchdaten wurden "aus wirtschaftlichen Überlegungen" von ImmoUnited angekauft, wie Auer dem STANDARD sagte.
Zukunftsprognosen wagt man bei der Statistik Austria nicht: "Wir haben den Luxus, dass wir die Vergangenheit betrachten können", so Pesendorfer. Die Veranlagung im Immobilienbereich werde aber aufgrund der günstigen Liquidität wohl auch heuer eine stärkere Dynamik erfahren. (Franziska Zoidl, derStandard.at, 25.3.2015)