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Die Teilpension soll ein neues Lockangebot für Menschen über 62 sein: Um 50 Prozent weniger arbeiten, aber nur um 25 Prozent weniger Gehalt beziehen
Die neue Teilpension ist einer von wenigen halbwegs unstrittigen Punkten zwischen SPÖ und ÖVP. Ein Überblick über die Unterschiede zur Altersteilzeit und die Frage, warum Frauen de facto ausgeschlossen sind:
Frage: Wie funktioniert die neue Teilpension ab dem Jahr 2016?
Antwort: Ähnlich wie die bisherige Altersteilzeit. Der Mitarbeiter vereinbart mit dem Arbeitgeber, dass er seine Arbeitszeit um 40 bis 60 Prozent reduziert. Das Gehalt sinkt aber nur halb so stark wie die Arbeitszeit. Das heißt: Arbeitet man 50 Prozent, bekommt man 75 Prozent des Gehalts. Reduziert man die Arbeitszeit auf 60 Prozent, bekommt man 80 Prozent. Dem Arbeitgeber wird dieser "Bonus" - wie bei der Altersteilzeit - vom Staat ersetzt.
Frage: Wo liegt dann der Unterschied zur Altersteilzeit?
Antwort: Erstens: Die Teilpension ist für den Arbeitgeber noch billiger. Er bekommt nicht nur den Ersatz für den "Bonus", sondern auch für einen Teil der Sozialversicherungsbeiträge (sie laufen voll weiter). Dadurch ist ein Teilpensionist für den Betrieb um rund zehn Prozent billiger als ein Mitarbeiter in Altersteilzeit. Zweitens: Die Altersteilzeit kann von Männern ab 58 und von Frauen bereits ab 53 Jahren beantragt werden, die Teilpension erst ab 62. Bei der Altersteilzeit gibt es zudem ein Blockmodell. Zuerst wird also weiter voll gearbeitet, dann wird die Freizeitphase in einem Block in Anspruch genommen.
Frage: Wird die Teilpension die Altersteilzeit verdrängen?
Antwort: Wohl kaum. Die meisten Mitarbeiter, die in Altersteilzeit gehen (pro Jahr sind das circa 20.000), machen das so früh wie möglich - also mit 53 bzw. 58. Für sie kommt die Teilpension also nicht infrage. Zudem müssen bei der Teilpension alle Voraussetzungen der Korridorpension vorliegen. Man muss also nicht nur mindestens 62 Jahre alt sein, sondern auch mehr als 39,5 Versicherungsjahre vorweisen. Dadurch wird der potenzielle Nutzerkreis relativ klein (2014 gab es 6276 neue Korridorpensionisten). Da auch noch der Arbeitgeber an Bord geholt werden muss, wird nur mit einigen Hundert Teilpensionisten pro Jahr gerechnet.
Frage: Wie viel wird das neue Modell den Staat kosten?
Antwort: Genaue Zahlen dazu gibt es noch nicht. Die Grundidee sieht aber folgendermaßen aus: Kurzfristig erspart sich der Staat Geld, weil nicht die volle Korridorpension ausbezahlt wird. Da die Pensionsversicherungsbeiträge aber bis zum Antritt der "echten" Alterspension voll weiterlaufen, fällt diese später natürlich höher aus. Über die gesamte Lebensdauer ist das Modell angeblich aufkommensneutral.
Frage: Wird es noch ein Teilpensionsmodell für Frauen geben?
Antwort: Das ist noch offen. Auf Drängen der ÖVP-Senioren wurde bei der Regierungsklausur in Krems vereinbart, dass man sich diese Frage noch einmal näher ansehen wird. De facto wären die Frauen von der Regelung ausgeschlossen, weil sie bereits mit 60 in Alterspension gehen können. Würde man eine vorzeitige Teilpensionsregelung für die Frauen schaffen, könnte es europarechtliche Probleme geben, glaubt man im Sozialministerium.
Frage: Wie geht es beim ebenfalls geplanten Bonus-Malus-System weiter?
Antwort: Vorerst liegt es wegen des Widerstands der Wirtschaftskammer auf Eis. Zur Erinnerung die Idee dahinter: Für jede Branche solle eine Quote an Mitarbeitern über 55 Jahren festgelegt werden. Wer darüber ist, soll einen Bonus bekommen, wer darunter ist, einen Malus zahlen. De facto wurde das Modell in den Verhandlungen schon massiv abgeschwächt. Zwar war im Vorschlag des Sozialministeriums ein Malus von 100 Euro pro Monat und zu wenig beschäftigtem älteren Mitarbeiter vorgesehen (das hätte ca. 60 Millionen Euro im Jahr gebracht). Gleichzeitig wäre aber die derzeitige Auflösungsabgabe (ebenfalls 60 Mio. im Jahr) weggefallen. Der Bonus könnte in Form einer reformierten Eingliederungsbeihilfe erfolgen. Für einzelne Firmen wäre es also schon zu Be- oder Entlastungen gekommen, für die Wirtschaft in Summe wäre das Modell aber kostenneutral. (Günther Oswald, DER STANDARD, 26.3.2015)