Hohenems – Drei Tage vor der Stichwahl in Hohenems gibt sich Bürgermeisterkandidat Dieter Egger (FPÖ) betont friedfertig. Gemeinsam mit seinem Parteikollegen Florian Kasseroler, dem Bürgermeister von Nenzing (Bezirk Bludenz), präsentierte er das erfolgreiche Nenzinger Projekt "Sprachfreude".
So eine Initiative zur frühen Sprachförderung und damit Integration hätte er in Hohenems auch gerne, sagte Egger. Besonders am Sprachprojekt gefalle ihm, dass es sich nicht nur an Migranten richte, sagte der FPÖ-Landesparteichef.
Fast zeitgleich warf ihm Stadtrat Bernhard Amann (Grüne und Emsige) in einer Aussendung vor, in Integrationsfragen die Gesellschaft zu spalten: Egger habe in Aussendungen von (v)erträglichen Ausländeranteilen in gemeinnützigen Wohnprojekten gesprochen. Amann: "Derartige Äußerungen sind einem friedlichen Miteinander alles andere als förderlich."
Zudem habe die FPÖ das Hohenemser Integrationsprojekt "zusammen leben" permanent verunglimpft, schreibt Amann. Die Grünen geben eine Wahlempfehlung für den amtierenden Bürgermeister Richard Amann ab, "auch wenn wir nicht alle seine Entscheidungen für gut halten". Denn mit Egger als Bürgermeister seien wichtige gesellschaftliche Grundwerte wie gleichberechtigtes Miteinander, Wertschätzung und Respekt gefährdet.
Egger spaltet
"Egger hat sich bis heute nicht für seine antisemitischen Äußerungen entschuldigt", kritisiert Amann. Vorgeschichte: Egger hatte 2009 den Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, Hanno Loewy, einen "Exiljuden aus Amerika" genannt, der sich nicht zu Vorarlberger Politik äußern solle. Worauf Egger seinen Sitz in der Landesregierung verlor.
Nach der Wahl wird er "einen massiven Schritt auf Hanno Loewy zugehen", sagte Egger zum STANDARD. "Ich bin auch bereit, den Schritt öffentlich zu machen, weil es mir ein persönliches Anliegen ist, für mich einen Schlussstrich zu ziehen unter die ganze Geschichte." Vor der Stichwahl will Egger diesen Schritt nicht tun: "Sonst sagt man, das mache ich nur, um die Wahl zu gewinnen."
FPÖ hat keine Mehrheit
Bei der Bürgermeister-Direktwahl schlug Egger den amtierenden Bürgermeister Richard Amann mit 45 zu 35 Prozent.In der Stadtvertretung hat er mit 16 von 36 Mandaten aber keine Mehrheit. Egger will zu Sachthemen Mehrheiten suchen, wäre aber auch zu Koalitionsgesprächen mit der Volkspartei bereit.
Richard Amann wiederum kann sich einen Vizebürgermeister Egger, "der alles schlechtredet und breit getragene Beschlüsse umwerfen will", nicht vorstellen. Egger: "Es wäre ein besonderes Zeichen der Respektlosigkeit gegenüber dem Wähler, wenn Richard Amann und die ÖVP die stärkste Partei jetzt ausgrenzen würden, das wäre in Wahrheit ein sehr dummer Schritt." Richard Amann will mit jenen Fraktionen, die ihn jetzt unterstützen, stärker zusammenarbeiten: "Man wird über Koalitionen reden müssen." (Jutta Berger, DER STANDARD, 26.3.2015)