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Am Unglücksort umarmt der französische Präsident François Hollande (re.) Spaniens Premier Mariano Rajoy. Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel war dabei.

Foto: REUTERS/Diego Crespo/Moncloa

Trauer und der Versuch, das Unbegreifliche zu verstehen, standen in Deutschland auch am Tag nach dem Absturz im Vordergrund. Um 10 Uhr 53 gab es auf den Flughäfen, vor der Lufthansa- und der Germanwings-Zentrale eine Schweigeminute. Die Lufthansa hatte zudem ihre 120.000 Mitarbeiter auf der ganzen Welt aufgerufen, mit einer Schweigeminute zu gedenken. Tags zuvor, um 10 Uhr 53, war die Maschine der Lufthansa-Tochter Germanwings in Südfrankreich abgestürzt.

"Es ist uns unerklärlich, wie so etwas einem technisch einwandfreien Flugzeug mit erfahrenen, bei der Lufthansa geschulten Piloten passieren konnte", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in der Frankfurter Konzernzentrale. Er war tags zuvor schon mit den beiden deutschen Ministern Frank-Walter Steinmeier (Äußeres) und Alexander Dobrindt (Verkehr) über die Absturzstelle geflogen.

Angehörigen Hilfe zugesagt

Am Mittwoch sprach er in Düsseldorf, wo die Maschine eigentlich hätte landen sollen, mit Angehörigen der Opfer und erklärte danach: "Das war mit Abstand das Schlimmste der letzten 20 Jahre - seit ich in dieser Branche bin." Er sagte den Familien jede erdenkliche Hilfe zu - sei sie psychologischer oder finanzieller Art. Am Donnerstag fliegt die Lufthansa Angehörige mit Sondermaschinen nach Frankreich.

In Deutschland hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Sie wird aber nicht selbst vor Ort ermitteln, sondern eng mit den Behörden in Frankreich zusammenarbeiten. Das deutsche Bundeskriminalamt und die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen haben jedoch Fachleute zu den Bergungsarbeiten in Frankreich entsandt.

72 Opfer aus Deutschland

Innenminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte, es gebe keine Hinweise auf einen Terroranschlag. Thomas Winkelmann, Geschäftsführer der Lufthansa-Tochter Germanwings, korrigierte am Mittwoch die Zahl der Opfer mit deutscher Nationalität von 67 auf 72 nach oben. Germanwings wäre eigentlich Sponsor beim Musikpreis Echo, der am Donnerstag in Berlin verliehen wird. Doch die Fluglinie hat ihre Teilnahme abgesagt und alle Marketingmaßnahmen gestoppt. In Österreich sagte die Lufthansa-Tochter AUA die für heute geplante Präsentation der neuen Uniformen ab.

Besonders nahe geht vielen Deutschen das Schicksal einer Schülergruppe aus Haltern am See, einer 40.000-Einwohner-Stadt am Rande des Ruhrgebiets. 16 Schüler und zwei Lehrerinnen waren im Flieger gewesen. Sie befanden sich auf dem Rückweg von einer Sprachreise. Für die 16 Plätze hatte es 40 Bewerber gegeben, also war per Los über die Teilnahme entschieden worden.

Scharfe Kritik von SPD und Grünen erntete der CDU-Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann für seinen Facebook-Eintrag: "Vor Germanwings kann man nur noch warnen. Überalterte Maschinen und miserabler Service. Mit denen werde ich nicht mehr fliegen." Bis zum Freitag wehen in Deutschland die Fahnen auf Halbmast. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 26.3.2015)