Erinnert sich noch jemand an das Unglück vom Juni 2012? Damals starben bei einem Flugzeugabsturz im nigerianischen Lagos 200 Menschen. Schrecklich. Furchtbar. Aber weit weg, afrikanische Fluglinie. Kurze Meldung, abgehakt, weiter im Leben.

Der Germanwings-Absturz hingegen schockiert so viele von uns. Freunde, Verwandte, Nachbarn - allesamt Menschen, die gar keinen an Bord kannten und auch um alle Statistiken wissen: vom sicheren Verkehrsmittel Flugzeug, von der winzigen Wahrscheinlichkeit, so zu sterben.

Für eine kurze Zeit nützen diese Fakten nichts. Das Grauen darüber, dass so viele Menschen, darunter Schüler und Babys, ihrem sicheren Tod entgegenrasten, ist größer.

Die Betroffenheit steigt bei einem derartigen Ereignis nicht nur proportional zur räumlichen Nähe. Für Entsetzen sorgt auch, dass es eine deutsche Fluglinie getroffen hat, eine Tochter der Lufthansa. Die Kranich-Airline wird zwar von Sparprogrammen gebeutelt, aber sie hatte bisher einen exzellenten Ruf, was die Sicherheit betrifft. Und diese ist in der Luftfahrt die wichtigste Währung.

Das Vertrauen in die berühmte deutsche Präzision, in Qualität und Gründlichkeit ist schwer beschädigt. Noch nie sind beim Absturz eines Flugzeugs einer deutschen Fluglinie so viele Menschen ums Leben gekommen. Was das für die Zukunft von Europas größtem Luftfahrtkonzern heißt, ist heute noch gar nicht abzusehen. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 26.3.2015)