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Stürmer Marko Arnautovic stellt nicht nur den Friseur vor große Aufgaben.

Foto: apa/jäger

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Teamchef Koller meistert diese bisher ebenso mit Bravour, wie den gelegentlichen Trainingsvolley.

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Wien - Marko Anautovic ist nicht unbedingt am Boden zerstört, er hat schon härtere Phasen in seiner Fußballerkarriere durchgemacht. Aber er spürt doch eine innere Unzufriedenheit, grübelt, versteht seine Lage bei Stoke City nicht wirklich. "Ich bin ja Fußballer, um dauernd Fußball zu spielen." Er kommt in der Premier League nur sporadisch zu Einsätzen, hat in 27 Pflichtpartien erst ein Tor erzielt, im FA-Cup gegen den Drittligisten Rochdale. Diese Quote geht nicht in die Vereinsannalen ein. Arnautovic ("Die Bälle gehen an die Stange") erteilt sich die Absolution. "Ich trainiere fleißig, versuche mich aufzudrängen, bin fit."

Er möchte Kritikern keinen Stoff liefern, Arnautovic ist diesbezüglich sensibilisiert, wobei er einige Blödheiten aus der Vergangenheit nicht leugnet. Der 25-Jährige will Fairness und Klarheit. Vor gar nicht allzu langer Zeit hat er das Gespräch mit seinem Trainer Mark Hughes gesucht und gefunden. Es war kürzer als die Einsatzzeiten in Stoke. "Ich habe ihn gefragt: 'Trainer, bin ich oarsch?'" Hughes Antwort: "Nein."

Auffällige Fixgröße

ÖFB-Teamchef Marcel Koller würde er niemals diese doch sehr direkte Frage stellen, dafür gibt es überhaupt keinen Anlass. Arnautovic ist als Fixgröße etabliert, in den Partien gegen Montenegro (1:0), Russland (1:0) und Brasilien (1:2) war er einer der Auffälligsten, der Allerbesten. Getroffen hat er zwar nicht, die Flaute in der Nationalmannschaft währt seit Juni 2012, beim 3:2 im Test gegen die Ukraine war der 40-fache Internationale (7 Tore) zweimal erfolgreich. "Natürlich wäre ich froh, gegen Liechtenstein zu treffen. Aber ich wäre auch über eine Vorlage froh. Das Wichtigste ist, der Mannschaft zu helfen." Als Flügelstürmer sei er dem Tor halt nicht so nahe wie ein Marc Janko im Zentrum. "Aber auch bei mir wird es wieder klappen."

Arnautovic hält sich verbal zurück. Die neue Frisur kommt im Boulevard gut oder schlecht an, was ihm wurscht ist. Er stellt es frei, den Zopf zu interpretieren, als hätte die Welt keine anderen Probleme. "Die Leute erwarten von mir, dass ich sage, wir putzen Liechtenstein mit 6:0 aus dem Stadion. Da muss ich sie enttäuschen. Ich sage, es wird ein heftiges Match. Wenn nur einer von uns denkt, es wird einfach, ist das die falsche Einstellung." Zur Beruhigung: "Es denkt keiner so."

"Nichts erreicht"

Liechtenstein ist die Nummer 123. Um nicht unglaubwürdig oder kitschig bescheiden zu wirken, nimmt Arnautovic die Favoritenrolle schon an. "Sie stehen tief, bleiben auch bei einem Rückstand hinten drin. Für sie wäre ein Unentschieden eine Sensation. Wir werden gegen eine Wand anlaufen." Die Namen der Maurer sind ihm nicht geläufig - um dem Vorwurf der Arroganz vorzubeugen, sagt Arnautovic: "Ich respektiere und schätze alle."

Österreich ist nach vier Spieltagen mit zehn Punkten Erster der Gruppe G, hat vier Zähler Vorsprung auf Schweden. Arnautovic sieht sich trotzdem nicht im Flieger zur Endrunde nach Frankreich. "Da bin ich zurückhaltend, wir haben nichts erreicht. Es ist möglich, dass wir im Juni 2016 irgendwo am Strand sitzen und uns im Fernehen Frankreich gegen Spanien anschauen müssen." Andererseits sei die Mannschaft stark und gefestigt. "Halten wir die Konzentration hoch, werden wir nicht am Strand sitzen."

Am Donnerstag wird nach Altenrhein geflogen. Das Match findet am Freitag im Rheinparkstadion von Vaduz statt (20.45 Uhr). Arnautovic will "die Mauer knacken und drei Punkte". Mark Hughes wird er bei Bedarf dieselbe Frage noch einmal stellen. (Christian Hackl, DER STANDARD, 26.3.2015)