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Der US-Markt hat eine Abkühlungsphase eingelegt.

Foto: Reuters/McDermit

Wien - Während die Wiener Börse im Dornröschenschlaf verharrt, zeigt sich europaweit ein anderes Bild: Der alte Kontinent erlebt bei Börsengängen einen Boom, zeigt das IPO-Barometer des Beratungsunternehmens EY.

Weltweit gesehen haben Börsengänge im ersten Quartal 2015 allerdings an Attraktivität verloren. Ihre Zahl ging um vier Prozent zurück. Vor allem in den USA wagten weniger Unternehmen den Schritt an die Börse. In Zahlen ausgedrückt schrumpfte weltweit die Zahl der IPOs von 262 auf 252. Das Emissionsvolumen sank von 47,2 auf 38,2 Milliarden US-Dollar – ein Rückgang um 19 Prozent.

"Der weltweite IPO-Markt hat nach einem starken Jahresendspurt 2014 in den ersten Monaten des neuen Jahres einen Gang zurückgeschaltet – vor allem in den USA. Dort haben sich Emissionsvolumen und Zahl der IPOs etwa halbiert. Die Folgen der US-Flaute machen sich auch auf dem globalen IPO-Markt stark bemerkbar", kommentiert Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich.

In den USA werde die erwartete Zinswende auch in den kommenden Monaten voraussichtlich das Klima für Börsengänge leicht belasten, andererseits entwickle sich die US-Konjunktur derzeit sehr gut.

Europa entwickelt sich zum IPO-Spitzenreiter

Relativ positiv hat sich hingegen der IPO-Markt in Europa entwickelt: Hier brachten 51 Börsengänge (Vorjahresquartal: 53) insgesamt 16,3 Milliarden US-Dollar ein – das sind neun Prozent mehr als im ersten Vierteljahr 2014 (14,9 Milliarden US-Dollar). Innerhalb Europas ging es vor allem in Frankreich aufwärts: Insgesamt gingen im ersten Quartal neun Unternehmen in Frankreich an die Börse (Vorjahr: vier) und erlösten dabei 1,1 Milliarden US-Dollar (Vorjahr: 990 Millionen US-Dollar).

Europa profitiere laut EY-Mann Schwartz dabei von einer anziehenden Konjunktur und dem niedrigen Eurokurs, der den Euroraum als Investitionsziel gerade für angelsächsische Investoren attraktiver mache – zudem sei der Nachholbedarf hier besonders groß: "Der europäische IPO-Markt hat lange unter der Schulden- und Konjunkturkrise in Europa gelitten. Dementsprechend viele Unternehmen warten auf eine günstige Gelegenheit für den Börsengang." Die Rahmenbedingungen für Börsengänge seien gerade in Europa derzeit gut, so Schwartz: "Europa entwickelt sich aktuell zur weltweit dynamischsten IPO-Region".

China-Börsen

In Europa fand auch der größte Börsengang im ersten Quartal statt. Die Privatisierung des Madrider Flughafenbetreibers Aena brachte insgesamt 4,8 Mrd. Dollar ein.

Gemessen an der Zahl der Erstnotierungen lagen im ersten Quartal die beiden chinesischen Börsen in Shanghai und Shenzhen mit jeweils 35 an der Spitze, gefolgt von der US-amerikanischen Nasdaq mit 25 IPOs. Innerhalb Europas liegt die Londoner Börse mit 17 Börsengängen an der Spitze. (red, derStandard.at, 26.3.2015)