Bild nicht mehr verfügbar.

Um in das Airbus-Cockpit zu kommen, müssen Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden.

Foto: REUTERS/Paulo Whitaker

Kurz vor dem Absturz der Germanwings-Maschine mit 150 Toten haben sich offenbar dramatische Szenen in dem Flugzeug abgespielt.

Der Copilot der verunglückten Germanwings-Maschine hat nach Erkenntnissen der Ermittler den Sinkflug selbst ausgelöst und so den Airbus absichtlich zum Absturz gebracht. Er sei zu diesem Zeitpunkt allein im Cockpit gewesen, der Pilot sei aus der Kabine ausgesperrt gewesen, sagte der Marseiller Staatsanwalt Brice Robin am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Für Cockpit-Türen von Flugzeugen wurden infolge der Terroranschläge vom 11. September 2001 strenge neue Sicherheitsvorkehrungen eingeführt. Dieses Video von Airbus zeigt, unter welchen Umständen sich die Tür bei dem vom Absturz betroffenen Typ A320 öffnen oder eben nicht öffnen lässt:

Super charged

Laut einem Bericht von spiegel.de wird die Cockpit-Tür durch drei Riegel gesichert, drei Videokameras überwachen den Bereich davor. Im Fall eines Druckverlusts im Cockpit sollte sich die Tür automatisch öffnen. Ansonsten wird der Zugang vom sogenannten Cockpit Door Lock System (CDLS) – siehe Video – geregelt.

Zur Erledigung physischer Bedürfnisse wie Essen, Trinken oder Toilettenbesuche kann der Pilot das Cockpit verlassen. Die Tür kann dann entweder mittels Eingabe eines bis zu sieben Stellen langen Codes oder durch einen speziellen "Emergency"-Code geöffnet werden.

Umstrittene Sicherheitsmaßnahmen

Die Sicherheitsmaßnahmen für Cockpits sind umstritten. Im österreichischen Luftfahrtmagazin "Austrian Wings" wird in einem Artikel aus dem Jahr 2014 beschrieben, dass es durch die Verriegelung der Türen zu Problemen kommen kann. Als ein Beispiel dafür, wie das System versagen kann, wird ein Selbstmord eines Piloten im Jahr 2013 in Afrika genannt. Als sein Kollege das Cockpit verließ, verbarrikadierte sich der Mann im Cockpit und brachte das Flugzeug zum Absturz.

Verschiedene Möglichkeiten für Notfälle

Aus Sicherheitsgründen gibt allerdings für solche Notfälle sehr wohl eine Möglichkeit, in das Cockpit zu gelangen - für den Fall etwa, dass der Pilot im Cockpit ohnmächtig ist. "Welche Möglichkeit und welches System das ist, hängt vom Flugzeug ab", sagte Siegfried Lenz, Generalsekretär der Austrian Cockpit Association, am Donnerstag. "Die betreffende Maschine ist vermutlich nachträglich mit einem solchen System ausgerüstet worden, da sie bereits vor 9/11 gebaut wurde. Die Frage ist, ob es sich um ein Standard-System oder eine Alternative handelt", erläuterte Lenz.

Zur Frage, wie die Systeme funktionieren, wollte Lenz sich aus Sicherheitsgründen nicht äußern. Jedenfalls, so der Experte, gebe es Möglichkeiten, von außen in das Cockpit zu gelangen. "Es ist zu früh, um Schlüsse zu ziehen", sagte Lenz zu einer möglichen Ursache des Airbus-Absturzes.

Details gab ein französischer Experte preis, der von der französischen Tageszeitung "Le Figaro" zitiert wurde. Demnach wird an der Tür von außen ein Code eingegeben, wodurch eine Kamera zur Identifizierung aktiviert wird. "Dieser Code aktiviert einen Alarm im Cockpit. Allerdings hat der verantwortliche Pilot 30 Sekunden Zeit, um das Öffnen der Tür zu blockieren, indem er einen 'deny'-Knopf drückt, der den Zugang zum Cockpit verhindert", wurde Boeing-Kapitän Nicolas Redier zitiert.

Chef de Cabine hat einen Schlüssel

Ist der Pilot im Cockpit ohnmächtig und sein Kollege draußen hat den fünfstelligen Code vergessen, hat auch die oder der Chef de Cabine einen Code zum Öffnen der Tür. Als letzte Möglichkeit steht - etwa beim Ausfall der Elektrik - ein Schlüssel zur Verfügung, der sich in der Obhut des Chef de Cabine befindet. Das alles funktioniert dann nicht, wenn sich der Pilot im Cockpit einschließt, wie Redier dem "Figaro" sagte. (APA/red, derStandard.at, 26.3.2015)