Salzburg - Der Sparkurs des Bundesheeres, bei dem auf Militärmusikkapellen mehr Rücksicht als auf die Verteidigungsfähigkeit Österreichs genommen wird, wird von den Unteroffizieren scharf angegriffen. In einem offenen Brief warnt Vizeleutnant Christian Schiller, ein Berufssoldat, im Namen von 1700 Unteroffizieren des Aktiv- und Milizstands im Bundesland Salzburg davor, dass das Bundesheer seine letzten militärischen Kompetenzen verlieren könnte.

Das an Bundeskanzler Werner Faymann gerichtete Schreiben ist gleichzeitig eine Misstrauenserklärung an die militärische Führung. Die von Minister Gerald Klug mit der Innenministerin Johanna Mikl-Leitner vereinbarten Schrumpfungspläne sind ja letztlich im Generalstab entwickelt worden.

Misstrauen gegenüber der Führung

"Wir Unteroffiziere sind von der politischen und militärischen Führung auf das tiefste enttäuscht. Uns fehlen die Informationen, warum die Verteidigungsfähigkeit Österreichs von der politischen Führung aufgegeben wurde. Es stellt sich für uns die Sinnfrage. Dadurch wurde uns eines der wichtigsten Handwerkzeuge des Soldaten genommen, die Motivation", heißt es in dem Schreiben des Präsidenten der Salzburger Unteroffiziersgesellschaft (UOG).

Lange Vorwarnzeiten gibt es nicht mehr

Argumentiert wird, dass die seit Jahren als Mantra der militärischen Führung verbreitete (und in die strategischen Papiere der Bundesregierung aufgenommene) These von langen Vorwarnzeiten für den Verteidigungsfall nicht (oder nicht mehr) gilt, "sonst könnte uns Russland und der Islamische Staat nicht immer auf das Neue mit ihren Handlungen überraschen. Europa reagiert auf die Krise in der Ukraine und damit auf das Verhalten des erstarkten Russland. Das neutrale Finnland, welches eine 1200 Kilometer lange Grenze zu Russland hat, will plötzlich so schnell als möglich in die NATO, selbst das neutrale Schweden denkt darüber nach", berichten die Unteroffiziere vom anderswo stattfindenden Umdenken.

Österreich rüstet ab

Und was macht das neutrale Österreich? Schiller: "Gerade jetzt, wo es in Europa wieder kriselt, rüstet Österreich seine Armee ab. Den verbleibenden Restverbänden werden die Unterstützungswaffen weggenommen und wichtige Waffensysteme auf eine Erinnerungsgröße zusammengestutzt. Österreichs Rest-Armee wird auf ein leicht bewaffnetes technisches Hilfswerk umgestellt und die politische und militärische Führung schweigt dazu." (Conrad Seidl, derStandard.at, 26. 3. 2015)