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Geht mit gut gefüllten Taschen aus dem Glashaus am Wiener Trabrennplatz: Noch-OMV-Chef Gerhard Roiss.

Foto: APA/Helmut Fohringer

Wien - Wenn am Freitag die Nachfolge von Gerhard Roiss an der Spitze der OMV entschieden wird, ist für Spannung gesorgt. Denn bei den Hearings am Donnerstag standen noch zwei Kandidaten zur Debatte: Ölmanager Bernhard Schmidt, der unter anderem bei Shell tätig war, und der Schweizer Martin Bachmann, derzeit im Vorstand der BASF-Tochter Wintershall.

Roiss hat jedenfalls ausgesorgt: Die vorzeitige Beendigung seines Vorstandsmandats plus des parallel laufenden OMV-alt-Anstellungsvertrags hat sich die OMV schon im März des Vorjahrs 2,34 Millionen Euro kosten lassen. Dazu kommt eine Urlaubsersatzleistung von 624.000 Euro. In der Summe von knapp drei Millionen Euro sind die Pensionsansprüche noch gar nicht inkludiert, wie der soeben im Internet veröffentlichte OMV-Geschäftsbericht für das Jahr 2014 darlegt. Diese Pensionsansprüche - im Gegensatz zu seinen Vorstandskollegen mit betragsorientierter Pension hat der scheidende OMV-Chef Anspruch auf eine leistungsorientierte Betriebspension - belaufen sich auf eine Million Euro.

Betriebspension

Dagegen nimmt sich die Abfindung von Finanzvorstand David Davies nachgerade bescheiden aus. Auch der Vorstandsvertrag mit Davies wurde im Vorjahr gelöst: Er erhielt 737.000 Euro, während die Pensionskassenbeiträge mit 311.000 Euro angegeben werden. Nicht in der Tabelle "Beendigungsansprüche" scheint der Name des auf Roiss' Betreiben verabschiedeten Gas-Vorstand Hans Peter Floren auf. Lediglich dessen ebenfalls in die APK Pensionskasse eingezahlte Beiträge sind ausgewiesen, sie belaufen sich auf 150.000 Euro.

Doch zurück zur Nachfolgeentscheidung, die Spekulationen ins Kraut schießen lässt: Während ein Insider Bachmann klar in der Poleposition sah, räumte ihm ein anderer OMV-Kenner keine Chance ein. Bachmann ist seit 2009 Vorstandsmitglied bei Deutschlands größtem Gas- und Ölproduzenten Wintershall, einer BASF-Tochter, und leitet das Ressort Exploration und Produktion Middle East, was eine Nähe zu OMV-Großaktionär Ipic aus Abu Dhabi vermuten lässt. Ebenfalls bei Wintershall Station gemacht hat Bernhard Schmidt, zuletzt beim Londoner Unternehmen Petroleum Equity tätig. Er soll vom Headhunter Korn Ferry bestgereiht worden sein.

Öbib statt ÖIAG

Dass die Lage noch am Tag vor der Entscheidung verworren wirkte, dürfe auch an den jüngsten Veränderungen in der Staatsholding ÖIAG liegen, die mittlerweile Öbib heißt. Deren Nochchef Rudolf Kemler wird die Öbib zwar verlassen, allerdings präsidiert er heute noch dem Aufsichtsrat der OMV und die Hauptversammlung im Mai. Er ist zwar als interimistischer Generalsekretär der Öbib weisungsgebunden, nicht aber in seiner Funktion als Aufsichtsratspräsident des Energiekonzerns.

Nach der OMV-Hauptversammlung am 19. Mai sollen Mondi-Chef Peter Oswald und Ex-EZB-Direktorin Gertrude Tumpel-Gugerell in das Kontrollgremium einziehen. Sie wurden bereits vorweg in die Bestellung des künftigen OMV-Chefs eingebunden, hieß es aus gut informierten Kreisen. Bereits Donnerstagabend war geplant, interessierten Aufsichtsräten die Möglichkeit zu geben, den Kandidaten zu "grillen" - sprich Fragen zu stellen und herauszufinden, "wie er tickt", schilderte ein Eingeweihter. Als Aufsichtsratsmitglied, das für Tumpel-Gugerell Platz machen muss, gilt Automanager Wolfgang Berndt. Roiss-Fan und Privatier Helmut Draxler hingegen soll auf ausdrücklichen Wunsch des Kanzleramts bleiben. (as, ung, stro, DER STANDARD, 27.3.2015)