Darf ich fernsehen? Darf ich fernsehen? Darf ich? Bitteee! Die F-Frage kommt von unserem Sohn mindestens einmal täglich. Rund 3.200-mal hat er sie gestellt, seit er reden kann. Die Schule hat dazu geführt, dass er sie jetzt zusätzlich auch noch schreibt:

Archivbild vom Schulbeginn.
Foto: TU

Obwohl die Frage so oft kommt, versuchen wir konsequent, Nein zu sagen. Die "Medienzeit" wird genau geregelt. Falls es eine Fernsehgenehmigung gibt, wird vorher ausgemacht, wie lange er schauen darf – und danach ist SCHLUSS!

Zumindest in der Theorie.

In der Praxis ist es so, dass der Papa manchmal eine Ausnahme macht. Nicht oft. Hin und wieder. Zum Beispiel, wenn die Mama beim Yoga ist und die Couch sirenenhaft nach dem müden Vater und dem nieundnimmermüden Kind ruft, gibt es ein Sonder-Ja zur F-Frage. Dann sitzen wir noch eine Viertelstunde vor dem Zähneputzen und lachen uns über Tom & Jerry schief.

Schlechtes Gewissen

Begleitet sind diese Ausnahmen immer von einem schlechten Gewissen. Bin ich ein schlechter Vater, weil ich gegen die Regeln verstoße und mich mit meinem Sohn verhabere? Ja, sagt praktisch jeder Erziehungsratgeber. Aber warum mache ich es dann doch manchmal? Warum kann ich mich nicht einfach an die Regeln halten?

"Alle Männer haben ein Peter-Pan-Syndrom", hat mir meine Kollegin in der Redaktion vor kurzem mit lauter, überzeugter Stimme erklärt. Diese populärwissenschaftliche Erkenntnis war mir neu, ist aber vielleicht die Antwort auf das F-Fragen-Problem von Vätern. Dieses Syndrom beschreibt unangemessene kindliche Verhaltensmuster bei Männern. Kurzgefasst: Männer sind nie erwachsen geworden und verhalten sich wie Kinder, was bei der Erziehung freilich zum Problem wird, weil hier der Erwachsene gefordert ist.

Bei genauerer Selbstanalyse musste ich feststellen, dass ich nach wie vor gerne dieses Lied höre, das mich seit meinen Jugendtagen begleitet:

ICross

Gerne auch in dieser Form:

MacPaddy

Und ich muss zugeben, dass ich Menschen, die sich eine gewisse Kindlichkeit erhalten konnten, sympathisch finde. Für den Beruf des Journalisten halte ich es auch für vorteilhaft, wenn man die Welt hin und wieder mit Kinderaugen betrachtet, um die Dinge zu hinterfragen, um ihnen auf den Grund zu gehen.

Also: Ja, ich leide offenbar ansatzweise am Peter-Pan-Syndrom. Aber: Auch Frauen dürften nicht davor gefeit sein:

MrHitBox012

Zu Hause habe ich Mama und Kind auch schon manchmal kindisch kichernd vor dem F-Gerät erwischt, obwohl die Medienzeit offiziell vorbei war.

Es bleibt die Hoffnung, dass alles wie bei Peter Pan für alle Beteiligten zu einem guten Ende führt. (Rainer Schüller, 7.5.2015)