Restposten gibt es noch. (Archivbild)

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Es tut nicht weh, sagt Paul Rasper. Obwohl rings um ihn Ödnis und Leere herrschen. Zumindest wenn man weiß, wie es hier noch vor einem Jahr aussah: Im Ecklokal im Herzen der Wiener City standen einst Fahrräder.

Nicht irgendwelche. Sondern schöne. Elegante. Stilvolle. "Stil" - das stand sogar im Namen: "Stilrad" hieß der Laden, den der Architekt vor zweieinhalb Jahren beim Artis-Kino aufgesperrt hatte. Ein Franchisekonzept.

Rasper lag damit richtig: Seit drei, vier Jahren schießen solche Bike-Boutiquen aus Europas Stadtböden: Die Hipster werden erwachsen. Werden Bobos - mit Jobs und Geld. Und: ab 30 zwicken Retro-Rennräder im Kreuz. Außerdem: So was fährt heute eh jeder. "Stilrad". Der Name war Programm. Die Hütte brummte. Doch obwohl die Umsätze passten, sperrt Rasper zu. Right time, right place? Egal. Das richtige Portfolio für Kunden, die für gute Ware gutes Geld hatten? Wurscht.

Margen stimmen nicht

Was war schiefgelaufen? "Ich hab es nach einem Jahr erkannt: Die Margen bei Rädern aus Manufakturen stimmen nicht: Dir bleibt zwar zu viel zum Sterben, aber das ist zu wenig zum Leben."

Hatte Rasper einfach falsch gerechnet? Namhafte Wiener Radhändler wollten übernehmen: Konzept, Ort, Zielgruppe, Zeitgeist passten ja. Doch alle rechneten - und sagten ab: Stil am Rad ist Liebhaberei, kein Geschäft.

Darum sperrt Rasper jetzt zu. Ein paar Restposten hat er noch. Schöne Einzelstücke. Paul Rasper setzt die Preise noch einmal herunter. Nein, es tut nicht weh, sagt er dann. Pause. Nicht mehr. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, 27.3.2015)