Wien (APA) - "Dramatische Veränderungen" am österreichischen Arbeitsmarkt für Journalisten ortet eine aktuelle AMS-Studie. (Zum Nachlesen hier.) Der Journalisten-Arbeitsmarkt ist demnach durch die außergewöhnlichen Veränderungen in der Medienwelt - Stichwort Digitalisierung - von "besonders intensiven Umwälzungen betroffen".
In Summe hätten diese Entwicklungen dazu geführt, dass trotz des relativ hohen Ausbildungsniveaus die Zahl der arbeitslosen Journalisten seit 2007 stärker gestiegen ist als die Gesamtzahl aller Arbeitslosen und dass arbeitslose Journalisten überdurchschnittlich lange arbeitslos bleiben, heißt es in dem vor kurzem veröffentlichten Bericht des Arbeitsmarktservice.
640 Journalistinnen und Journalisten
Insgesamt waren im Jahr 2014 durchschnittlich rund 640 Journalistinnen und Journalistinnen arbeitslos vorgemerkt, fast zwei Drittel davon (62 Prozent) lebten in Wien. Laut Mikrozensus-Erhebungen geht das AMS von 19.400 erwerbstätigen Autoren, Journalisten und Linguisten in Österreich aus, wobei die Journalisten die überwiegende Mehrheit dieser Berufsgruppe bilden.
Die durchschnittliche Vormerkdauer beim AMS betrug für arbeitslose Journalisten 119 Tage, für alle Arbeitslosen 111 Tage. Das AMS, das im Rahmen der Studie eine Reihe von Experteninterviews geführt hat, geht davon aus, dass die Nachfrage nach Journalisten in den kommenden Jahren weiter sinken wird.
Durch die massive Zunahme der Nutzung neuer digitaler Medien und mobiler Endgeräte finden sich die klassischen Medien bzw. Medienkanäle in einer völlig veränderten Medienlandschaft wieder, die ihrerseits von einem stark geänderten Mediennutzungsverhalten sowie einer Neuverteilung und enormen Zunahme der Konkurrenz um Inserenten gekennzeichnet ist, heißt es in der AMS-Studie.
Bedarf an klassischen Journalisten noch "relativ begrenzt"
"Dadurch wurde und wird in den Redaktionen großer Verlage und auch des ORF die Zahl der Journalisten teilweise drastisch reduziert." Gleichzeitig sind - sowohl im Online-Bereich als auch im Bereich des privaten und öffentlichen Corporate Publishing - neue Medienangebote entstanden, deren Bedarf an klassischen Journalisten aber noch "relativ begrenzt" zu sein scheint.
Auch unter Special-Interest-Magazinen gebe es Bereiche - etwa Freizeit oder Gesundheit - mit "expansiven Tendenzen, unterschiedlichsten Geschäftsmodellen und einem Bedarf an sehr spezialisierten Redakteuren, deren journalistische Tätigkeit oftmals nur eine nebenberufliche Tätigkeit als Experte in der jeweiligen Branche darstellt".
Steigende Zahl an Pensionierungen
Zwar werde sich das Arbeitskräfteangebot insgesamt in den nächsten Jahren wegen der stark steigenden Zahl an Pensionierungen erstmals seit über 50 Jahren rückläufig entwickeln, im Journalismus sei das Arbeitskräfteangebot in den vergangenen Jahren wegen der Ausweitung neuer Ausbildungsangebote, vor allem der neu eingerichteten Studiengänge an den Fachhochschulen, aber "überproportional gestiegen".
Das AMS rechnet deshalb für den Journalisten-Arbeitsmarkt insgesamt mit einem "Rückgang der Nachfrage nach Journalisten im engeren Sinn, da bedingt durch massive Umsatzrückgänge vor allem die großen Verlage sowie Fernseh-und Rundfunkanstalten die Zahl an Journalisten deutlich reduzieren".
Kaum bruchlose Karrieren in fester Anstellung zu erwarten
Journalisten könnten deshalb in Österreich "kaum mehr mit bruchlosen Karrieren in fester Anstellung bei einem einzigen Medium rechnen". Zumindest zeitweise werde es Phasen der unfreiwilligen Freiberuflichkeit bzw. der Neuorientierung in anderen Arbeitsgebieten oder Mediengattungen sowie die Notwendigkeit von Zusatzeinkommen aus anderen Branchen bis hin zu kompletten Ausstiegen aus dem Journalismus geben. (APA, 27.3.2015)