Bregenz – FPÖ-Parteichef Dieter Egger hatte sich so sehr um das Bürgermeisteramt in Hohenems bemüht. Bei der letzten Diskussion der Spitzenkandidaten zog er alle Register: Er distanzierte sich von seinem Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache, verbat sich dessen Einmischung in Vorarlberger FPÖ-Politik. Egger bedauerte seine antisemitische Äußerung gegen den Direktor des Jüdischen Museums Hohenems: "Da ist mir eine Formulierung passiert, die mit Sicherheit dumm war." Er versprach, sich nach der Wahl zu entschuldigen. Dabei blieb Egger auch nach der Stichwahl am Sonntag: "Ich werde mich entschuldigen."

Egger, der als Favorit in die Stichwahl gegangen war, unterlag knapp. 121 Stimmen trennten ihn von Amtsinhaber Richard Amann (ÖVP). Den Ausschlag gaben die 1231 Wahlkartenstimmen. Sie katapultierten Amann, der nur in zwei von 13 Sprengeln vor Egger gelegen war, auf 64 Prozent. Das Endergebnis: 50,8 Prozent für Amann, 49,2 Prozent für Egger.

Amann, der seit 2004 als Ortschef im Amt ist, hatte den Sieg der Wahlempfehlung von Grünen und SPÖ zu verdanken. Er will nun mit allen Parteien Gespräche führen, zieht aber das "freie Spiel der Kräfte" einer fixen Koalition vor. Wer am 11. April Vizebürgermeister wird, entscheidet die Gemeindevertretung. Mit Grünen (sechs) und SPÖ (ein Mandat) hätte die Volkspartei (zwölf Sitze) die Mehrheit.

Dieter Egger will nun mit der Volkspartei über den Vizesessel verhandeln. In der Regel stünde er der zweitstärksten Partei zu, in der Stadtvertretung sei die FPÖ mit 16 Mandaten sogar die stärkste. "Es gilt nach diesem Wahlkampf, bei dem so viel Porzellan zerschlagen wurde, Brücken zu bauen", sagt Egger und meint damit die ÖVP.

Knappe Sache in Bludenz

Noch knapper als in Hohenems war das Wahlergebnis für den Bludenzer Bürgermeister Josef "Mandi" Katzenmayer. Der ÖVP-Politiker gewann mit nur 27 Stimmen Vorsprung vor seinem Herausforderer Mario Leiter (SPÖ). Katzenmayer erhielt 50,2 Prozent, auf Leiter fielen 49,8 Prozent der Stimmen. Auch hier waren die Wahlkartenstimmen wahlentscheidend.

In Bludenz wurden wenige Tage vor der Stichwahl Unregelmäßigkeiten bei der Verteilung von Wahlkarten bekannt. Die SPÖ will nun intern klären, ob sie die Wahl anfechten wird. Schließlich handle es sich bei einer Wahl um das höchste Gut der Demokratie, sagte Leiter.

Im Gegensatz zu seinen Parteifreunden in Hohenems und Bludenz gewann der Hörbranzer Bürgermeister Karl Hehle (ÖVP) mit großem Vorsprung. Auf Hehle, der seit 2004 im Amt ist, entfielen 56,3 Prozent der Stimmen, auf seinen Herausforderer Josef Siebmacher (FPÖ) 43,8 Prozent.

In allen drei Gemeinden lag die Wahlbeteiligung zwischen 61 und 64 Prozent. In Bludenz war sie etwas niedriger als im ersten Durchgang vor zwei Wochen. (Jutta Berger, DER STANDARD, 30.3.2015)