Die Grazer Sporgasse wurde von der Polizei hermetisch abgeriegelt.

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Pegida-Graz-Sprecher Werner Wirth hielt eine Brandrede "gegen den Alltagsislamismus" und "den linksfaschistischen Mob".

APA / Erwin Scheriau

Graz – "Gegen wen demonstrieren die denn eigentlich?", fragt die adrette alte Dame, die sich mit ihrem Mann gerade zum sonntägigen Spaziergang auf den Grazer Schlossberg aufmacht, aber von einer Gitterabsperrung daran gehindert wird. "Gegen die Pegida", klärt sie ein kurz angebundener, schwer adjustierter Polizist auf. "Aha, na dann halt net", dreht sich das Paar um und spaziert die Sporgasse wieder hinunter.

Gut hundert Meter entfernt hinter der Absperrung formiert sich ein Häufchen Sympathisanten der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) zu ihrem von der Polizei beschützten und abgeschirmten "Spaziergang" rund um den Freiheitsplatz. Schmuck gekleidete alte Damen, beleibte Jeansträger mit Kurzhaarschnitt, die FPÖ-Abgeordnete Susanne Winter und junge Rechte stimmen beschwörend im Chor ein: "Wir sind das Volk, wir sind das Volk."

Der lokale Pegida-Sprecher Werner Wirth erhebt seine Stimme gegen die vor der Absperrung am Dom und der Sporgasse zusammenströmenden Demonstranten: "Wir lassen uns nicht mehr als Kellernazis beschimpfen von diesem linksfaschistischen Mob. Wir sind schon Fremde im eigenen Land", liest Wirth den bereits euphorisierten Anhängern seine Parolen vom Blatt. Pegida stehe für "unsere Kultur und Traditionen und gegen den Alltagsislamismus." Groß gehuldigt wird schließlich der Prophet der heimischen Pegida: der frühere FPÖ und BZÖ-Politiker Ewald Stadler.

Während rund 150 (laut Polizeiangaben) Pegida-Anhänger rund um den Freiheitsplatz spazieren, protestieren außerhalb der Eisengitter 900 bis 1000 Demonstranten (Polizeizählung) bzw. 2000 (Schätzungen der Demo-Organisatoren) gegen die selbsternannter Patrioten. Auch wenn es nur wenig Pegida-Anhänger seien, gehe es darum, "den Rechten keinen Platz zu lassen. Unter dem Deckmantel des Patriotismus stecken Rassismus und antiislamische Hetze", rief eine der Rednerinnen von der mobilen Bühne. Die Mahnung ging im Getöse der Trommeln und Trillerpfeifen fast unter. (Walter Müller, DER STANDARD, 30.3.2015)