Vor dem Happy End: Pastorin Franziska Kemper (Christine Neubauer) rettet Paul Jacobsen (Peter Prager) aus der Ostsee. Drama!

Foto: ZDF / Christiane Pausch

Jeder kann einmal Pech haben: Opa mit der Stehleiter zum Beispiel. Und die Pastorin, da sie ausgerechnet ihren eigenen Ex-Mann mit dessen hochschwangerer Braut vermählen muss. Schwerwiegender allerdings ist wohl die Geschichte des demenzkranken Gatten von Frau Jacobsen, der seine Ehe vergessen hat und sich akkurat in eine Mitbewohnerin im Pflegeheim verliebt. Was soll man da, bitte schön, tun?

Das sonntägliche "Herzkino" im ZDF hat in "Franziskas Welt" Vorkehrungen getroffen, um das Fernsehpublikum mit diesen Malaisen nicht allzu sehr zu brüskieren, aber doch die Not sichtbar zu halten. Man nimmt Anteil, kann aber danach dennoch völlig beruhigt ins Bett gehen.

Erstens verströmt der Schauplatz Lübeck mit seinen putzigen Ziegelfassaden und seiner Ostseefrischluft das Gefühl von Unversehrtheit, Sauberkeit und unantastbarem Reichtum. Zweitens handelt es sich bei der Pastorin um die schönste Seelsorgerin des Landes (Christine Neubauer). Zudem lässt es sich in einem von riesigen Parkanlagen umgebenen Pflegeheim mit idyllischer Uferlinie und großzügigen Appartments samt Klavier gleich viel besser wohnen.

Lästige Budgetprobleme wälzt man auf einer charmanten Altstadtdachterrasse. Am Frühstückstisch der Pastorin (ein herrschaftlicher Pfarrhof) thront stets eine Obstetagere. Romantische Abende verbringt man am mondhell erleuchteten Segelschiff des Jungarztes, der der eigene Freund ist. Opa ist auch immer gut drauf, weil er an seinem pastellfarbenen alten VW-Bus herumbastelt.

Und natürlich: Die vermeintliche, deutlich jüngere Frau an der Seite des Angetrauten ist zum Glück nur seine eigene Schwester. Gute Nacht also! (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 30.3.2015)