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Mentoring, flexible Arbeitsarrangements, Trainings, Weiterbildungen: Auf beiden Seiten ist Bewegung gefragt.

Foto: AP/Seeger

Wien - Am 31. März begeht Österreich den "Equal Pay Day": Immer noch verdienen Frauen hierzulande um 23,85 Prozent weniger als Männer. Damit müssen sie jährlich um 62 Tage länger arbeiten, um den gleichen Lohn zu erhalten. Wie das World Economic Forum in seinem Global Gender Gap Report 2014 errechnet hat, dauert es weitere 80 Jahre oder vier Generationen, bis weltweit die Gleichbehandlung von Männern und Frauen Realität ist.

An der Spitze wird es männlich

Diese Verhältnisse spiegeln sich auch nach wie vor in den Top-Führungspositionen großer Unternehmen wider: Nur fünf Prozent der CEOs bei den Fortune 500-Unternehmen sind Frauen. Dabei ist sich ein Großteil der Führungskräfte auf der ganzen Welt einig: Frauen in Führungspositionen steigern den Erfolg des Unternehmens. Jeweils rund zwei Drittel sind überzeugt, dass Unternehmen durch Frauen in leitenden Rollen sowohl eine bessere finanzielle als auch nicht-finanzielle – zum Beispiel in Bereichen wie Governance, CSR, Innovation oder im "War for Talent" – Performance erzielen.

Das ist das zentrale Ergebnis der Umfrage "Women Fast Forward", bei der im Auftrag des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY weltweit 400 Führungskräfte – je zur Hälfte Männer und Frauen – aus Unternehmen mit mehr als 500 Millionen US-Dollar Umsatz befragt wurden. Elfriede Baumann, Partnerin bei EY: "Die Gleichbehandlung von Männern und Frauen sollte nicht nur ein selbstverständlicher menschenrechtlicher Imperativ sein, sondern macht Unternehmen auch nachweislich erfolgreicher. Unsere Umfrage verdeutlicht, dass es gerade die erfolgreichsten Unternehmen sind, in denen Frauenförderung groß geschrieben wird. Gleichberechtigung ist also nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch der unternehmerischen Vernunft."

Frauenförderung macht Unternehmen erfolgreich

Dass es sich für Unternehmen auch aus wirtschaftlicher Perspektive auszahlt, Frauen aktiv zu fördern, unterstreichen die Ergebnisse der EY-Umfrage: Unternehmen, die sich besonders stark engagieren, weisen deutlich bessere Performances auf. So zeigt sich eindeutig eine positive Korrelation zwischen Unternehmenserfolg und Intensität der Frauenförderung: "High Performers" – also Unternehmen, die im letzten Jahr ein mehr als 20-prozentiges Wachstum verzeichnen – engagieren sich in allen relevanten Bereichen deutlich stärker als "Moderate Performers" (bis 20-prozentiges Wachstum) und vor allem "Low Performers" (kein Wachstum).

Konkret zeichnet die "High Performers" folgendes aus: Die Unternehmen bieten überdurchschnittlich oft flexible Arbeitsarrangements (33 Prozent), haben klare und messbare Ziele für den Frauenanteil in Führungspositionen (31 Prozent) und bieten Programme, bei denen Frauen einen Einblick in alle Abteilungen und Funktionen bekommen (28 Prozent). 23 Prozent der High Performers setzen sich für die Entwicklung von Frauennetzwerken ein. Aus Sicht der weiblichen Führungskräfte sind "klare Weiterentwicklungsmöglichkeiten" (35 Prozent) der wichtigste Karrierebeschleuniger. EY-Partnerin Elfriede Baumann: "Unternehmen müssen verstehen, dass es nicht ausreicht, Frauen mit einem grob skizzierten Karrierepfad abzuspeisen. Vielmehr geht es darum, Frauen auf dem Weg an die Spitze aktiv zu begleiten und diese Unterstützung zu institutionalisieren."

Gute Work-Life-Balance gefragt

Ebenfalls großen Wert legen die befragten weiblichen Führungskräfte auf eine "gute Work-Life-Balance" (32 Prozent) und "flexible Arbeitszeiten" (28 Prozent). Einig sind sich männliche und weibliche Führungskräfte weitgehend bei der Frage, was Frauen selbst dazu beitragen können, um ihre Karriere in Schwung zu bringen. Beide sind davon überzeugt, dass sie in erster Linie proaktive Schritte setzen und ihren Aufstieg bewusst vorantreiben müssen (30 Prozent Männer versus 33 Prozent Frauen).

Ebenfalls wichtig ist das "aktive Einfordern von Trainings und Weiterbildungen" (Männer: 20 Prozent, Frauen: 27 Prozent). Aus Sicht der männlichen Befragten (27%) ist ein unterstützendes Umfeld am wichtigsten für die Karriere von Frauen. Darüber hinaus brauche es CEOs, die sich aktiv und sichtbar für die Förderung von Frauen einsetzen. Elfriede Baumann: "Unserer Erfahrung nach ist die beste Hilfestellung, Frauen durch Mentoring zu unterstützen." (red, derStandard.at, 30.3.2015)