Ducati Scrambler: V2-Zweiventiler, viel Retro, 75 PS.

foto: ducati

Nicht zu sehen, aber zu erahnen: ein einfaches, ehrliches Handling.

foto: ducati

Da freut er sich, der Steve-McQueen-Wiedergänger.

foto: ducati

Schmutzig ist die Welt, die per Scrambler bezwungen werden will. Oder so.

foto: ducati

Hier fliegt etwas Ernsthaftes heran: Ducati 1299 Panigale S.

foto: ducati

205 PS, 145 Nm Drehmoment und drei Riding-Modi: Racing, Sport und Wet.

foto: ducati

Hier sagt alles: MotoGP! Inklusive eingebauter "Wheeliekontrolle".

foto: ducati

86 Jahre nach der Gründung wird die italienische Motorradschmiede Ducati, die mit MV Agusta, Harley-Davidson, Triumph und Ural die emotionale Speerspitze aller Motorradmarken bildet, 2012 von einem deutschen Automobilhersteller übernommen. Für Fans mit der größten emotionalen Bindung an die Marke war das wie ein Todesurteil. Für die kühlen Rechner unter den Fans war das die lange ersehnte Nachricht, die den Fortbestand der Marke verspricht. Auch wenn sich selbst die Mathematiker nicht sicher waren, ob das Ergebnis nur auf dem Papier oder auch auf Rädern gut ausschaut.

Drei Jahre haben uns Ducati und Audi warten lassen – und wir wussten, hinter den Kulissen wird wild gearbeitet. Verraten wurde nichts. Bleiben die alten Werte erhalten, oder müssen L-Motor, Desmodromik und Trockenkupplung mit dem Gitterrohrrahmen in die Kiste der Geschichte hupfen und sich als Staubfänger versuchen? Gut, bei Lamborghini, Bentley und Bugatti war der Einstieg des Volkswagen-Konzerns aus heutiger Sicht recht gut.

Man darf sich halt nicht an einem VW- oder Audi-Logo am oder im Lambo stoßen. Aber he, wenn wir uns erinnern, wie Jaguar abbaute, als Ford das Zepter übernahm … Andererseits: Porsche Cayenne Diesel. Mehr muss man nicht sagen, oder?

Aus dem Sack

Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Sie heißt Scrambler. Und sie läuft der Monster den Rang ab. Ducati setzt weiterhin auf Werte wie Supersport und Premium. Das zeigt die neue Panigale – Ducati setzt aber auch auf die Scrambler.

Die stellt sich sofort in die Fußstapfen der Monster – oder eines Golf – und koppelt sich von der Muttermarke ab, um eine eigene zu werden. Eine Marke, die abgesehen von der Trockenkupplung auf die Markenwerte von Ducati einzahlt und mit L-Motor, Desmodromik und sogar mit Chrom-Molybdän-Gitterrohrrahmen antritt.

Vier Versionen

Gleich in vier Versionen kommt die Scrambler: Urban Enduro, Full Throttle, Classic und Icon heißen die unterschiedlichen Stylings, denen immer das gleiche Motorrad zugrunde liegt: 75 PS Leistung und 68 Newtonmeter Drehmoment bringt der 803 Kubikzentimeter große luftgekühlte 90-Grad-V2-Zweiventiler. Eh ein bekannter Motor.

Die Scrambler wiegt deutlich unter 200 Kilogramm und kommt vorne mit einer einzigen Brembo-Scheibe aus. Gut, eine Supersportlerin will die Scrambler nicht sein – das kann die neue Ducati 1299 Panigale S besser –, aber Spaß machen, das will und kann die Scrambler.

Trotz Retro im Heute

Dabei ist sie mit einer Sitzhöhe von 790 Millimetern auch für Menschen perfekt, die nicht raten müssen, ob die Dachrinne wieder einmal gereinigt werden sollte. Die Sitzposition ist aufrecht, das Handling einfach und ehrlich, die Leistung kontrollierbar.

Mit dem USB-Anschluss unter der Sitzbank, dem LCD-Bildschirm, dem LED-Ring am Scheinwerfer und dem LED-Rücklicht spielt sie trotz Retro-Optik ganz im Heute. Und was den Preis angeht, da startet die Icon um 9.595 Euro, die sportlichere Full Throttle, die stilvolle Classic und die robuste Urban Enduro kosten jeweils 10.595 Euro.

Sportambitionen

Doch mit der Scrambler und der neuen großen Panigale S oder der Multistrada ist die Arbeit für Audi bei Ducati noch nicht getan. Denn nicht nur im Motorradbau, sondern auch im Sport soll Ducati wieder ganz vorne mitmischen. Die Idee, das Motorsport-Know-how von Audi einfach auf Ducati zu übertragen, funktionierte so einfach in der Vergangenheit nicht.

Aber die Burschen arbeiten hart am Erfolg – das zeigte auch das letzte MotoGP-Rennen am Wochenende, bei dem Dovizioso und Iannone, beide auf Ducati, Platz zwei und drei holten und zwischen Lorenzo und den fulminanten Rossi auf Yamaha fahren konnten. Es bleibt also spannend. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 30.3.2015)