Boston - Im Prozess gegen den überlebenden mutmaßlichen Attentäter des Boston-Marathons hat die Verteidigung mit ihrer Beweisführung begonnen. Mit der Befragung erster Zeugen versuchte sie am Montag, von Dschochar Zarnajew das Bild eines jungen Studenten zu zeichnen, der selbst nicht in die Anschlagsvorbereitungen verwickelt war.

So sagte ein IT-Experte aus, dass das Handy von Zarnajew zu dem Zeitpunkt, an dem die Utensilien zum Bau der Bomben gekauft wurden, 80 Kilometer entfernt auf dem Universitätscampus geortet worden sei.

Schnellkochtöpfe

Außerdem habe Dschochar Zarnajew an dem Abend auf dem Campus gegessen, was seine Studentenkarte belege. Auch an dem Tag, als Waffen gekauft worden seien, habe sich der Student auf dem Campus aufgehalten. Staatsanwalt Aloke Chakravarty betonte jedoch, dass die Brüder am Tag des Kaufs der Schnellkochtöpfe, aus denen die Bomben gefertigt worden waren, miteinander telefoniert hätten.

Bei dem Anschlag auf den Marathon waren im April 2013 drei Menschen getötet und mehr als 260 weitere verletzt worden. Der damals 19-jährige Zarnajew soll den Anschlag gemeinsam mit seinem sieben Jahre älteren Bruder Tamerlan verübt haben. Auf ihrer Flucht sollen die Brüder zudem einen Polizisten erschossen haben.

Zarnajews Anwältin Judy Clarke hatte Anfang März in ihrem Eröffnungsplädoyer die Beteiligung ihres Mandanten eingeräumt, jedoch dabei betont, dass er unter dem Einfluss seines älteren Bruders gestanden sei und diesem gefolgt sei. Die Strategie der Verteidigung zielt offenbar darauf ab, die drohende Todesstrafe zu verhindern. Die Anklage hatte ihre Beweisführung am Montag nach fast vier Wochen abgeschlossen. (APA, 31.3.2015)