Wien - Familien wünschen sich beim Kinderbetreuungsgeld mehr Flexibilität, das zeigt eine Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung im Auftrag des Familienministeriums. Ministerin Sophie Karmasin (ÖVP) will das Kinderbetreuungsgeld noch in diesem Jahr reformieren.
Dabei sollen die derzeit vier Pauschalvarianten zu einem flexiblen Kinderbetreuungsgeld-Konto umgebaut werden. Die beliebte einkommensabhängige Variante bleibt in jetziger Form bestehen, versicherte Karmasin.
Die Befragung der 830 Personen widmete sich einerseits der Frage, welchen Einfluss die Wahl der Kindergeld-Variante auf den Erwerbsverlauf von Müttern hat, andererseits den Erwartungen an die Kindergeld-Reform.
Reformpotenzial bei Väterbeteiligung
Alle vorgeschlagenen Veränderungen wie etwa mehr Anreiz für Väter, gleichzeitiger Bezug durch beide Elternteile, Wechselmöglichkeit zwischen Varianten und die flexiblere Ausgestaltung werden von rund der Hälfte der Befragten für (eher) notwendig gehalten. Den stärksten Reformbedarf sehen zwei Drittel der Befragten bei der Wechselmöglichkeit zwischen den einzelnen Varianten, gefolgt von einer flexibleren Ausgestaltung der Höhe und Dauer des Kindergeldes (55,5 Prozent der Befragten). 55,4 Prozent sehen beim Thema Väterbeteiligung Reformpotenzial.
Einen finanziellen Bonus für Paare, die sich den Bezug zu gleichen Teilen aufteilen, hält die überwiegende Mehrheit (66,2 Prozent) für eine sehr gute bzw. eher gute Idee. "Wie sich zeigt, decken sich diese Ansätze auch mit den Wünschen der Eltern. Besonders freut mich, dass der von mir angedachte 'Partnerschaftsbonus' auf so positive Resonanz bei den befragten Eltern stößt", erklärte Karmasin.
Früherer Wiedereinstieg bei Kurzvarienten
Die Studie zeigt weiters, dass Frauen in Kurzvarianten früher in den Erwerb wieder einsteigen als Frauen in den längeren Varianten. Auch nimmt mit zunehmender Länge der Kindergeld-Variante die Wahrscheinlichkeit ab, nach der Geburt der Kinder wieder in einer leitenden Position zu arbeiten. Je länger der Erwerbsausstieg dauert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit bei einem anderen Arbeitgeber als vor der Geburt der Kinder zu arbeiten.
Die Wahlfreiheit habe oberste Priorität, betonte Karmasin: "Deswegen wird es auch in Zukunft eine Langvariante beim Bezug des Kinderbetreuungsgeldes geben müssen. Aber wir müssen vor allem die Mütter darauf aufmerksam machen, dass eine lange Zeit ohne Erwerbstätigkeit negative Folgen für den Karriereverlauf und die Pension haben kann."
SPÖ will Anreize für Wiedereinstieg
Die SPÖ-Frauen sehen sich durch eine aktuelle Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung bestätigt. Die Reform des Kinderbetreuungsgeldes soll Anreize für Frauen schaffen, um nach einer Babypause rasch wieder ins Erwerbsleben zurückzukehren, sowie Väter motivieren, in Karenz zu gehen, hieß es in Reaktion auf die vom Familienministerium veröffentlichte Studie.
Frauenministerin und SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek erklärte in einer Aussendung: "Bei den Kurzvarianten schaffen Frauen leichter den Wiedereinstieg und können ihre berufliche Karriere fortsetzen." Wichtig hierfür sei die partnerschaftliche Aufteilung der Kinderbetreuung, so Heinisch-Hosek. Ein wie von Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) im Zuge der Reform geplanter Partnerschaftsbonus könne ein positiver Anreiz für eine gleichberechtigte Aufteilung sein. Heinisch-Hosek ortet außerdem eine "positive Weichenstellung" für den Papa-Monat in der Privatwirtschaft.
SPÖ-Familiensprecherin Angela Lueger sieht in der Studie eine Bestätigung, dass Frauen durch das Langzeitmodell benachteiligt werden. Diese Variante "schade Frauen", sagt sie zum STANDARD. Auch sie wünscht sich eine stärkere Väterbeteiligung, der "Partnerschaftsbonus" sei ein Schritt in die richtige Richtung, aber es sollte eine Aufteilung von 50 Prozent sein, nicht schon wenn Väter 40 Prozent der Babypause in Anspruch nehmen. Außerdem dürfe hier nicht auf Alleinerzieherinnen vergessen werden, auch sie sollen einen Bonus erhalten.
FPÖ: "Reform überfällig"
Für die Freiheitlichen ist die Reform des Kinderbetreuungsgeldes "längst überfällig", brauche es doch Wahlfreiheit und Autonomie. Familiensprecherin Anneliese Kitzmüller fordert jedoch: "Die Zuverdienstgrenze muss fallen, damit Familienväter tatsächlich eine Kranz in Anspruch nehmen können. Ansonsten besteht die Wahlfreiheit weiterhin lediglich auf dem Papier." Kitzmüller pochte zudem auf die Beibehaltung der Langzeitvariante. (APA/red, 31.3.2015)