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Heineken will den Nährwert auf der Etikette transparent machen.

Reuters

Wien – Bier macht nicht dick, sagt Bernhard Prosser. Andere Getränke seien da weit größere Kalorienbomben. Aber es rege den Appetit an, und begleitet von gehaltvollem Essen falle der Gerstensaft dann halt doch ins Gewicht. Prosser ist Chef der Privatbrauerei Egger, und als solcher nimmt er die Welle der Aufregung in seiner Branche, die manch kleineren Betrieb erfasst hat, entspannt.

Nach dem Ausweis von Allergenen könnten Brauer künftig auch den Kaloriengehalt ihres Biers auf den Flaschen transparent machen müssen. Carlsberg, Heineken, AB Inbev und SabMiller, die weltweit zu den Platzhirschen des Marktes zählen, verpassen ihren Etiketten entsprechende Nährwerttabellen. Freiwillig. Bis Ende 2016 müssen in der EU zwar alle Lebensmittel, ob offen oder verpackt, über ihre Kalorien Auskunft geben – alkoholische Getränke sind davon jedoch ausgenommen. Brüssel prüft allerdings bereits, ob die Ausnahme weiter die Regel sein darf.

Prosser bezweifelt, dass Bier an der gesetzlichen Nährwertkennzeichnung vorbeikommt. Zumal sich das ja auch schnell umsetzen lasse. "Kein leichter Job für Grafiker, viel Platz ist nicht auf der Etikette, aber eine einmalige Sache." Bei alkoholfreiem und Leichtbier sei es ohnehin schon lang Usus.

400 Kalorien pro Liter

Mitbewerber sehen das weniger locker. Ein Liter Bier habe 400 Kalorien, Leichtbier ein bisserl weniger, Bockbier ein bisserl mehr. Jeder, den das interessiere, wisse es, sagt Ewald Pöschko, Obmann der Mittelstandsbrauer und Chef der Braucommune Freistadt. Das extra auszuweisen blähe die Bürokratie vor allem für kleine Betriebe weiter auf. "Als ob wir die Leute ständig bevormunden müssen."

Sigi Menz, Obmann des Brauereiverbands und Chef von Ottakringer, hält von der gesetzlichen Verpflichtung dazu ebenso wenig. Eine freiwillige Angabe könne er sich aber gut vorstellen, meint er. "Schließlich enthält Bier eine ganze Reihe wertvoller Mineralstoffe und Vitamine." Wobei sich Freiwilligkeit aufgrund des hochkonzentrierten Handels halt erübrige, wirft Pöschko ein: Viele kleinere Brauer stünden unter Zugzwang.

Alkohol unter der Lupe

Aus Sicht der Konsumentenschützer spricht freilich alles für die Kalorienangaben auf der Bierflasche. "Jede Info mehr hilft", sagt Kathrin Mittl, Ernährungswissenschafterin beim VKI, der viele Anfragen zu den Zutaten der Brauer erhalte. Ein weiteres Manko sieht sie bei alkoholfreiem Bier. Dieses enthalte in der Regel nämlich sehr wohl Alkohol – da es weniger als 0,5 Volumenprozent sind, wird es aber nicht ausgewiesen. Was, wie Mittl sagt, für viele Konsumenten alles andere als dienlich sei. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 31.3.2015)