Junger Kompost, erst zur Hälfte verrottet und noch voller Leben, haucht ausgelaugten Böden wieder Leben ein.

Illustration: Dennis Eriksson

Fitness, so verraten es Hochglanzperiodika, bedingt gute Ernährung. Dazu gehört der Verzehr jungen, selbstangebauten Gemüses. Doch aller Anbau ist schwer. Grund genug, auf ein paar wesentliche Axiome beim Gemüseanbau hinzuweisen.

Gemüse ist nicht gleich Gemüse. Sie unterscheiden sich nicht nur durch Form, Farbe und Geschmack, sondern insbesondere in ihrer Eigenschaft, dem Boden Nährstoffe zu entziehen. Da gibt es Sorten, die laugen den Boden so richtig aus. Die ziehen mit ihren Wurzeln auch noch die letzten wertvollen Substrate ein und lassen karge Erde zurück. An erster Stelle müssen da die Erdäpfel genannt werden. Kein Wunder, von irgendwo muss die Energie ja kommen, die sie dem Verzehrer liefern. Aber auch die Kohl- und Krautarten gehören dazu, und natürlich Endivien und Radicchiozüchtungen.

Wer schon einmal Zucchini wuchern gesehen hat, weiß, dass diese ebenfalls unglaublich nährstoffreiche Böden brauchen. Selbiges gilt für Stangenbohnen, Kukuruz und Brokkoli. Diese brauchen zudem kräftige Düngergaben. Am besten geeignet ist junger Kompost, erst zur Hälfte verrottet und noch voller Leben.

Verteilt ernten

Mit regelmäßigen Gaben dieser Bodenbeleber kann man die genannten Gemüse schön über das Jahr verteilt ernten. Im darauffolgenden Jahr bieten sich diese Beete für Gemüse an, die weniger nährstoffreiche Böden brauchen: Spinat, Kohlrabi, Karotten, Grünkohl, Kohlsprossen, Frühlingszwiebeln und Mangold finden dort nun passende Rahmenbedingungen. Nach diesem zweiten Erntejahr sind die Böden in den Beeten schon recht nährstoffarm.

Im dritten Jahr kann man auf diesen Wüsten diverse Salate, Erbsen, aber auch Radieschen ziehen. Zusätzlich sollte man Blumen setzen. Hummeln und Bienen brauchen Blumen, und nett aussehen tun sie obendrein.

In erster Linie kümmert man sich im dritten Jahr aber um den Boden. Irgendwie muss man ja wieder Nährstoffe in die Erde hineinbekommen, sonst kann man im Folgejahr keinen weiteren, erfreulichen Gemüseanbau betreiben. Das erledigen Kompostwürmer und Mikroorganismen. Man muss sie nur reichlich füttern, am besten mit einer Blumenmischung, die man nach ihrer Blüte auf den Beeten verrotten lässt. Danach kann ein neuer Zyklus mit Starkzehrern beginnen. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 3.4.2015)