Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Südafrikanischer Seebär beim gemütlichen Planschen - doch er kann auch anders.

Foto: AP Photo/Jens Meyer

Kapstadt - Als 2003 die Meeresbiologin Kirsty Brown in antarktischen Gewässern von einem Seeleoparden (Hydrurga leptonyx) getötet wurde, sorgte dies weltweit für Schlagzeilen. Dieses drei bis vier Meter lange Raubtier galt lange Zeit als Ausnahme unter den Robben, da es Jagd auf große Beute macht. In der Regel jagen Robben Tiere, die deutlich kleiner sind als sie selbst - von Fischen über Krabben bis im Extremfall hin zu Plankton, das der antarktische Krabbenfresser (Lobodon carcinophaga) mit seinen Zähnen filtert.

Räuberische Robben

Inzwischen kennt man allerdings bereits mehr Fälle von Robben, die sich an große Beutetiere heranwagen. Im vergangenen November etwa erschien eine Studie, in der belegt wurde, dass Kegelrobben regelmäßig Schweinswale jagen und töten. Die in Nord- und Ostsee vorkommende Kegelrobbe (Halichoerus grypus), die bis zu 300 Kilogramm schwer wird, ist damit dem Braunbären als größtes Raubtier Europas ebenbürtig.

Nun berichtet der Tauchunternehmer Chris Fallows aus Kapstadt von einem noch spektakuläreren Beispiel: Südafrikanische Seebären (Arctocephalus pusillus) machen offenbar Jagd auf Haie - in krassem Gegensatz zu den gewohnten Bildern von robbenjagenden Haien, wie man sie aus Naturdokumentationen kennt. Fallows hat seine Beobachtungen nun zusammen mit Hugues Benoit von der kanadischen Fischereibehörde und Neil Hammerschlag von der Rosenstiel School of Marine and Atmospheric Science der Universität Miami im Fachjournal "African Journal of Marine Science" veröffentlicht.

Zum ersten Mal sichtete Fallows vor über zehn Jahren einen jungen Seebären, der einen Blauhai (Prionace glauca) jagte und tötete. Wenn Fallows dies zunächst für einen ungewöhnlichen Einzelfall hielt, so wurde er 2012 eines besseren belehrt: Erneut beobachtete er einen jungen Seebären bei der Jagd auf Blauhaie - dieser tötete sogar fünf. In beiden Fällen fraß die Robbe anschließend nur die Eingeweide der Haie, die den größten Nährwert bieten.

Noch nie beobachtet, doch vielleicht alltäglich

Mit zwei bis dreieinhalb Metern Länge werden Blauhaie im Schnitt ein wenig größer als Südafrikanische Seebären, bringen aber wegen ihres leichten Körperbaus weniger Gewicht auf die Waage: Im Großen und Ganzen handelt es sich also um ebenbürtige Gegner.

Laut Benoit handelt es sich um die ersten Sichtungen von Robben, die Jagd auf vergleichbar große Haie machen. Und er vermutet, dass dies durchaus häufig geschehen könnte: Die Jagd dürfte in der Regel fernab von menschlichen Beobachtern stattfinden. Zudem ließen sich bei der Untersuchung von Seebär-Kotproben kaum entsprechende Hinweise finden, wenn sich die Robben tatsächlich auf das Fressen von Hai-Eingeweiden spezialisieren und andere Teile verschmähen. (jdo, derStandard.at, 31.3. 2015)