Aden/Riad - Saudi-Arabien will seine Offensive gegen die schiitische Houthi-Miliz im Jemen bis zur Stabilisierung des Nachbarlandes fortsetzen. "Wir sind nicht diejenigen, die den Krieg fordern", sagte der Außenminister des Königreiches, Saud al-Faisal. Sein Land sei aber dazu bereit, erklärte er vor dem Shura-Rat, wie dieser per Twitter mitteilte. Der jemenitische Außenminister Riyadh Yasseen forderte zusätzlich zu den seit sechs Tagen anhaltenden Luftangriffen "so rasch wie möglich" den Einsatz von Bodentruppen.

Auch in der Früh hielt der Kampf um die Hafenstadt Aden im Süden an. In der Nacht hatte die von Saudi-Arabien geführte Koalition im Norden des Jemen die Rebellen-Hochburg Saadeh, die Hauptstadt Sanaa und die Stadt Yarim aus der Luft angegriffen.

Saudi-Arabien und mehrere weitere arabische Staaten, darunter Ägypten, hatten die Offensive am Donnerstag gestartet. Die Rebellen hatten im September Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht und rückten dann weiter nach Süden vor.

Der Militäreinsatz werde weitergehen, um die rechtmäßige Regierung des jemenitischen Präsidenten Abd-Rabbu Mansour Hadi zu verteidigen, sagte der saudi-arabische Außenminister. Der Kampf werde solange dauern, "bis seine Ziele erreicht sind und der Jemen wieder zu Sicherheit, Stabilität und Einheit zurückgekehrt ist".

Die Regierung Hadis forderte mehr Hilfe. Außenminister Yasseen antwortete dem arabischen Fernsehsender Al-Arabiya Hadath auf die Frage nach dem Einsatz arabischer Bodentruppen: "Ja, wir bitten darum, und zwar so schnell wie möglich, um unsere Infrastruktur zu schützen und die Jemeniten zu retten, die in vielen Städten unter Belagerung leben." Am Sonntag hatte der saudi-arabische Botschafter in den USA erklärt, sein Land habe noch nicht über die Entsendung von Bodentruppen entschieden.

In Aden wurden bei Angriffen auf ein Wohnhaus Augenzeugen zufolge zehn Milizionäre getötet, die loyal zu Hadi standen. Trotz heftigen Beschusses rückten Houthi-Rebellen und mit ihnen verbündete Anhänger des früheren Präsidenten Ali Abdullah Saleh weiter auf Aden vor, die letzte Bastion der Hadi-Fraktion. Im Süden der Stadt wurden nach Behördenangaben mindestens 26 Menschen getötet.

Dem von Saudi-Arabien geführten Bündnis gehören zahlreiche sunnitische Staaten an. Sie und der Westen werfen dem Iran vor, die Houthi-Milizen militärisch zu unterstützen. Die Regierung in Teheran weist dies zurück. Der iranische Vize-Außenminister Hossein Amir Abdollahian rief alle Parteien auf, die Kämpfe einzustellen und zum Dialog zurückzukehren. "Der Iran und Saudi-Arabien können zusammenarbeiten, um die Krise im Jemen beizulegen", sagte er in Kuwait. Der Iran bemühe sich um Gesprächskanäle und habe einen Vorschlag zu unterbreiten. Details nannte Abdollahian nicht.

Das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte (UNHCHR) prangerte die hohe Zahl ziviler Opfer bei den Kämpfen an. Seit dem 27. März seien mindestens 93 Zivilisten getötet und 364 verletzt worden, teilte das UNHCHR in Genf mit. Privathäuser, Kliniken, Schulen und andere Infrastruktur seien zerstört worden; viele Menschen seien auf der Flucht. "Wir verurteilen alle Attacken auf Hospitäler und rufen alle Seiten auf, die Zivilisten zu schützen", hieß es.

Wegen der immer heftigeren Kämpfe holt China unterdessen seine letzten Staatsbürger aus dem Jemen. Mehr als 570 Menschen seien per Schiff nach Dschibuti gebracht worden, teilte das Verteidigungsministerium mit.

Die Turkish Airlines stellte alle Flüge von Istanbul in den Jemen ein. Dies gelte von Dienstag bis zum 5. April, teilte die Fluggesellschaft mit. Betroffen seien insgesamt 20 Flüge nach Aden und Sanaa.(APA/Reuters, 31.3.2015)