Durham - Dass Mäuse im Ultraschallbereich singen, ist bekannt. Nun aber fanden US-Forscher der Duke University heraus, dass männliche Mäuse erstaunlich komplexe Gesänge benützen, um Weibchen zu bezirzen. Ihre Fähigkeit ähnelt der von Singvögeln, auch wenn sie nicht ganz so ausgefeilt ist, schreiben die Zoologen im Fachblatt "Frontiers of Behavioral Neuroscience".

Lockgesang

Das Team um die Neurobiologen Jonathan Chabout und Erich Jarvis fand heraus, dass Männchen besonders laut und komplex singen, wenn sie frischen Urin eines Weibchens riechen, dieses selbst aber nicht sehen.

Ist das Weibchen dagegen sichtbar, werden die Gesänge der Männchen länger und einfacher. "Wir glauben, dass die komplexeren Gesänge wie Locklieder sind. Sieht das Männchen das Weibchen hingegen, wechselt es zu einfacheren Liedern, um Energie zu sparen und sie so gleichzeitig jagen und umwerben zu können", wurdw Jarvis in einer Mitteilung seiner Universität zitiert.

Duke University

Erstaunlich fanden die Wissenschafter zudem, wie sehr sich die Gesänge - eine vermutlich angeborene Fähigkeit - in verschiedenen sozialen Kontexten verändern. "Es ist klar, dass die Fähigkeit von Mäusen, zu singen, wesentlich beschränkter ist als die von Vögeln oder Menschen, und doch sind die von uns beobachteten Unterschiede in der Komplexität des Gesangs bemerkenswert", erklärte Jarvis.

Und es wirkt!

Die Forscher untersuchten auch, wie die Weibchen auf die gesungene Werbung reagierten: Diese fühlten sich von komplexeren Liedern stärker angezogen als von einfachen Gesängen. Auch bei Vögeln sind jene Männchen am erfolgreichsten, die am komplexesten singen.

Die ähnliche Beobachtung der aktuellen Studie lasse den Schluss zu, dass die verschiedenen Lieder bei Mäusen eine Bedeutung haben, meint Jonathan Chabout. Die Wissenschafter wollen nun herausfinden, welche Rolle Gene und bestimmte Areale des Hirns für die Gesänge spielen. Unklar bleibt vorerst allerdings, ob die Mäuse lernen, ihre Gesänge zu verändern oder nur unter verschiedenen festen Mustern wählen.

Weitere Untersuchungen

Die Forscher der Duke Universität luden die aufgenommenen Gesänge auch auf "MouseTube" hoch, einer digitalen Datenbank des Pariser Pasteur-Instituts. Zudem entwickelten sie ein Computer-gestütztes Analyseraster, um die aufgenommenen Gesänge zu kategorisieren.

Schon 2012 waren Biologen der Veterinärmedizinischen Universität Wien den Balzgesängen von Mäusen auf die Spur gekommen. Dabei hatten sie entdeckt, dass weibliche Mäuse in der Lage sind, den Gesang von Geschwistern von denen nicht verwandter Artgenossen zu unterscheiden. Vermutlich vermeiden Mäuse auf diese Weise Inzucht. (red, APA, derStandard.at, 2.4. 2015)