Bild nicht mehr verfügbar.

Was Erwartungen verletzt, ist für Babys besonders interessant.

Foto: Sabine Koldeweyh / vario images / picturedesk.com

Baltimore/Wien - Es ist das Lernen, das den Menschen zum Menschen macht. Zwar schauen sich auch junge Tiere von älteren viele wichtige Dinge ab, und einige Primaten geben neu Gelerntes an die nächste Generation weiter. Doch Homo sapiens ist beim Verarbeiten neuer Informationen unübertroffen.

Wie aber funktioniert das Lernen genau, insbesondere im für die kognitive Entwicklung so wichtigen Alter von rund einem Jahr? Konkret: Wie wählen Kleinkinder aus der Unmenge von Umgebungsreizen, denen sie ausgesetzt sind, gerade jene aus, die ihnen beim buchstäblichen Begreifen der Welt weiterhelfen?

Dieser Frage gingen die US-Psychologinnen Aimee Stahl und Lisa Feigenson (Johns Hopkins University) nach, indem sie kleine Experimente mit 110 Kleinkindern im Alter von elf Monaten machten und auf diese Weise zu einem nicht völlig unerwarteten Ergebnis kamen: Die kleinen Testpersonen waren vor allem dann an Dingen oder Vorgängen interessiert, wenn sich diese unerwartet verhielten, schreiben die Forscherinnen im Fachblatt "Science".

So wurde den Kleinkindern bei einem der Experimente gezeigt, wie ein Ball eine Wand durchdringt, anstatt von ihr abzuprallen. Diese Verletzung der Erwartung weckte bei den Kleinen sofort größte Aufmerksamkeit, während ganz ähnliche, aber erwartbare Vorgänge bei den kleinen Probanden auf Desinteresse stießen. (red, DER STANDARD, 3.4.2015)