Wenn man von Geeks hört denkt man unweigerlich an Männer. Männer die vor Computern sitzen, Energy Drink und Pizza daneben, Ringe unter den Augen. Vieles davon mag ein Klischee sein, aber dass die IT- und Tech-Szene hauptsächlich männlich ist, dafür ist der "Geek" eines von vielen Symbolen.

Den nerdigen, männlichen Computerfreak nahm sich auch eine Gruppe junger Frauen zum Namensgeber: Die "Berlin Geekettes" vernetzten Frauen aus den unterschiedlichen Bereichen der Tech-Szene, aber auch Einsteigerinnen. Gemeinsam werden Programmier-Wokshops oder Hackathons veranstaltet, statt Energydrinks und Fast Food gibt es dort zum Beispiel einen Yoga-Raum. Die beiden Gründerinnen trafen mit der Initiative einen Nerv: Mittlerweile gibt es mehr als 500 Geekettes, ein eigenes Büro und Unterstützung von der Deutschen Telekom.

Nicht nur im Silicon Valley (siehe Text unten) und in Berlin sind Frauen in der Tech-Szene eine Seltenheit. Auch in Österreich muss man Frauen in diesem Berufsfeld regelrecht suchen.

Kerstin Kollmann ist seit mehreren Jahren begeistert in der Tech-Szene unterwegs. Das Programmieren hat sie sich selber beigebracht: "Damals habe ich Bücher gewälzt und die wenigen Online-Ressourcen konsultiert - mit Online-Kursen kann heute wirklich jede auf einfache Weise Programmierbasics lernen", sagt Kollmann. Nach einem sozialwissenschaftlichen Studium war sie in ihrem Job unglücklich und entschied sich für einen Neuanfang. Im FiT-Programm des AMS studiert sie nun Informatik. "Ich hätte das gleich machen sollen", sagt sie heute. Sie habe es sich aber nicht zugetraut - "so geht es, glaube ich, vielen."

Events als Initialschub

Events würden Mädchen und Frauen den Einstieg ins Programmieren und in die Tech-Szene erleichtern, ist die Studentin überzeugt: "Viele wollen zum Beispiel nur erfahren, was die Arbeitskollegin macht, wenn sie den ganzen Tag am Rechner sitzt und programmiert." 2013 holte sie deshalb "Rails Girls" nach Wien - ein Workshop für Mädchen und Frauen, in dem sie erste Schritte in den Programmiersprachen Ruby sammeln.

Rails Girls kommt ursprünglich aus Finnland und kann bei Interesse im eigenen Land veranstaltet werden. "Von der Zentrale bekommt man Tipps und Unterstützung für die Abwicklung des Events", sagt Kollmann, "die Umsetzung war deshalb einfacher."

Kollmann plant seit längerem einen eigenen Verein zur Förderung und Vernetzung von technikinteressierten Frauen zu gründen - die Initiative "Techtrrrs" besteht seit Ende 2014. Es wurden bereits einige Events organisiert. Diskriminierung erfahre sie selbst nicht oft. "Auf technischen Konferenzen passiert es Frauen ständig, dass sie nur für die Begleitung eines Mannes gehalten werden. Mir selbst wurde von einem Teilnehmer mitgeteilt, dass man mit mir nicht über Logik diskutieren könne, da ich als Frau ja eine eigene habe."

Oh wow, oh wirklich?

Diese Verwunderung kennt auch Carina Skladal - "wenn man ein bisschen mit den Männern ins Gespräch kommt, finden das aber die meisten cool", sagt die 26-Jährige. Beim Startup "zoomsquare", das die Wohnungssuche erleichtern soll, baut sie die Oberfläche des Apps für den Desktop bis zur mobilen Version und ist damit Schnittstelle zwischen Design und Programmierung. Das Interesse für Technologie kam bei Skladal schon in der Schulzeit, in der HAK entschied sie sich für den IT-Zweig. Die angebotene Hilfe des Vaters, Software-Entwickler, musste Skladal nie annehmen. "Es war eher umgekehrt und ich habe Papa geholfen." (DER STANDARD, 04./05.04.2015)