Wien - Das Wiener Straflandesgericht hat am Freitag die U-Haft über den 16-jährigen angeblich geläuterten Islamisten verlängert, der Mitte März unter abenteuerlichen Umständen von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zurückgekehrt ist. "Die Haftgründe Tatbegehungs- und Fluchtgefahr bleiben aufrecht", sagte Gerichtssprecherin Christina Salzborn.

Persönliches Umfeld beleuchten

Zugleich wurde vorläufige Bewährungshilfe angeordnet. Bis zum nächsten Haftprüfungstermin am 4. Mai soll so das persönliche Umfeld des Burschen näher beleuchtet werden. Außerdem wurde bei der psychiatrischen Sachverständigen Gabriele Wörgötter ein Gutachten in Auftrag gegeben, berichtete Verteidiger Werner Tomanek: "Sie soll beurteilen, ob bei dem Jugendlichen durch das Erlebte eine Traumatisierung und allfällige psychische Folgeschäden vorliegen." Die Justiz will von der Expertin auch abklären lassen, inwieweit bei dem 16-Jährigen noch eine Radikalisierung vorhanden ist und ob vom ihn grundsätzlich eine Gefahr ausgeht.

Rettungsfahrer in Kobane

Der Lehrling war im August ins syrische Bürgerkriegsgebiet aufgebrochen und hatte sich dem bewaffneten Jihad angeschlossen. Bei der Schlacht um die nordsyrische Stadt Kobane wurde er seiner Aussage zufolge von der IS als Rettungsfahrer eingesetzt. Nicht zuletzt unter dem Eindruck von lebensgefährlichen Verletzungen, die er bei einem Bombenangriff auf Raqqa erlitt, entschloss er sich zur Rückkehr nach Wien, wo im Oktober ein internationaler Haftbefehl erlassen worden war. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Ausbildung für terroristische Zwecke und Aufforderung zu terroristischen Straftaten.

In der Justizanstalt Wien-Josefstadt wurde der Minderjährige mittlerweile von der Krankenabteilung auf die "normale" Jugendabteilung verlegt. Dem Vernehmen nach soll es mit ihm keine Schwierigkeiten geben. (APA, 3.4.2015)