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Die Pummerin als Osterglocke: Ihr Läuten verkündet das Ende der kirchlichen Grabesstille zwischen Gründonnerstag und Osterfest

Foto: APA/Hochmuth

In der Nacht auf Sonntag wird sie wieder läuten, die Pummerin, Österreichs größte Glocke -, und mit ihr die Kirchenglocken im ganzen Land. Dann sind sie nämlich wieder zurück aus Rom, wohin sie der Legende nach am Gründonnerstag geflogen sind.

Gesehen hat den Glockenflug noch niemand, erklären kann man ihn auch nicht so leicht: Was machen denn die Glocken in Rom? Katholiken könnten darauf verweisen, dass sie dort wohl die Verbindung zum Papsttum erneuern. Dass die Glocken (wie die Orgeln, von deren Flug nach Rom allerdings nichts bekannt ist) von Gründonnerstag bis zur Ostermette schweigen, soll (ebenso wie der leergeräumte, offen stehende Tabernakel) die Grabesstille erlebbar machen, die eben endet, wenn die Auferstehung Jesu Christi verkündet wird.

Glockengießerei als Handwerk

Das Glockenläuten zu Ostern macht die besondere Bedeutung der Glocken für die christliche Religion verständlich: Glocken kannte man schon im alten China und dem alten Ägypten, Kaiser Augustus ließ welche an den Jupitertempel am Kapitol hängen. Erst die Kirche aber band das Läuten der Glocken in ihre Riten ein und machte aus der Glockengießerei ein Handwerk.

Durch einen Mönch, der sich Theophilus Presbyter (also Gottlieb, der Priester) nannte und im Auftrag des Bischofs Bruno von Köln im 12. Jahrhundert verschiedene Berufe beschrieb, wissen wir, dass Glockenanfangs von klösterlichen Erzgießern gegossen wurden, die ab dem 8. Jahrhundert durch umherziehende Glockengießer abgelöst wurden.

Schwerter zu Pflugscharen, Gechütze zu Glocken

Erst im 13. Jahrhundert dürften sich städtische Glockengießerinnungen etabliert haben. Oft gehörten zur Zunft auch Kandelgießer (die Zinngefäße herstellten), und mit dem Aufkommen der Artillerie gerieten Glockengießerei und Stückgießerei (die Herstellung von Kanonenrohren) in dasselbe Handwerk.

Auch die eingangs erwähnte Pummerin ist ja aus den bei der Belagerung Wiens 1683 erbeuteten türkischen Geschützen gegossen worden. Nach ihrer Zerstörung 1945 und dem Neuguss 1951 weiß man, dass sie aus 80,6 Prozent Kupfer, 18,4 Prozent Zinn und einem Prozent anderer Metalle besteht.

Sie wird nur zu hohen Feiertagen geläutet, während kleinere Glocken auch andere Funktionen (Zusammenrufen zum Gebet, Warnung vor Feuer oder als "Pierglöckel" Ankündigung des Schankschlusses) haben.

Und wenn sie aus Rom kommen, bringen sie Ostereier mit - sagt man zumindest den Kindern in Frankreich. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 4. 4. 2015)