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Yarmuk im Jahr 2012. Das Flüchtlingslager im Süden von Damaskus ist immer wieder Schauplatz von Kampfhandlungen.

Foto: AP Photo, File

Damaskus - Etwa 2.000 Palästinenser sind aus dem weitgehend von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) kontrollierten Flüchtlingslager Yarmuk im Süden der syrischen Hauptstadt Damaskus in Sicherheit gebracht worden. Anwar Abdel Hadi von der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) sagte der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag, "etwa 400 Familien, also rund 2000 Menschen" hätten das Camp am Freitag und Samstag über zwei abgesicherte Straßen in Richtung des von der syrischen Armee gehaltenen Nachbardistrikts Sahira verlassen können. Syrische Soldaten halfen demnach dabei, die Palästinenser in Sicherheit zu bringen.

Tausende Palästinenser sind im Flüchtlingslager eingeschlossen, seitdem die IS das Lager am Mittwoch angegriffen und weitgehend unter ihre Kontrolle gebracht hatte. Das Lager sei von Regierungstruppen eingekreist, während im Inneren IS-Kämpfer die Macht übernommen hätten, sagte Aiman Abu Hashem, der Leiter des Komitees für palästinensische Flüchtlinge der oppositionellen syrischen Interimsregierung, am Samstag.

Der Angriff war zunächst von palästinensischen Milizen in Yarmuk zurückgeschlagen worden, doch eroberten die Jihadisten seitdem den Großteil des Viertels, das aus einem palästinensischen Flüchtlingslager hervorgegangen ist. Der Stadtteil, in dem noch rund 19.000 der einst 160.000 Menschen leben, liegt nur sieben Kilometer vom Stadtzentrum von Damaskus entfernt. Laut Abu Hashem sind Kämpfer der Gruppe Aknaf Bayt al-Maqdis, die der palästinensischen Hamas-Bewegung nahesteht, von den Jihadisten eingeschlossen.

Beobachtungsstelle: 90 Prozent von Yarmuk in der Hand der IS-Miliz

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte am Samstag, rund 90 Prozent von Yarmuk seien in der Hand der IS-Kämpfern. Die rivalisierende Al-Nusra-Front beteilige sich nicht an den Kämpfen, widersetze sich der IS-Offensive aber auch nicht. Palästinenser hatten der Al-Nusra-Front vorgeworfen, das Eindringen der IS-Kämpfer nach Yarmuk erleichtert zu haben. Laut der Beobachtungsstelle wurden seit Mittwoch mindestens sechs Zivilisten und zwölf palästinensische Kämpfer getötet, wobei zwei angeblich enthauptet wurden.

Yarmuk ist bereits seit dem Sommer 2013 Schauplatz heftiger Kämpfe und praktisch vollständig durch die Armee abgeriegelt. Im Juni 2014 wurde die Blockade infolge einer Einigung zwischen den Kampfparteien etwas gelockert, doch seit Beginn der Kämpfe mit den Jihadisten gelangen keinerlei Hilfslieferungen mehr in das Viertel. Das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) forderte dringend Zugang für humanitäre Hilfe. Die Lage in dem Lager sei eine "Quelle universeller Schande", erklärte die Organisation. (APA, 5.4.2014)