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Wiesberger: "Mein Ziel war es immer, mich mit den Besten zu messen. Und in Augusta spielen die Allerbesten."

Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

STANDARD: Ist die Tatsache, als erster Österreicher beim Masters zu golfen, für Sie von besonderer Bedeutung?

Wiesberger: Ich bin schon stolz, dass ich das sein darf. Außerdem ist es das Einzige der vier Majors, das mir noch gefehlt hat. Aber ich werde sicher nicht der letzte Österreicher hier sein - und darum, der Erste zu sein, ist es eigentlich nicht gegangen.

STANDARD: Und worum geht es eigentlich?

Wiesberger: Ich will das Turnier für mich sportlich wertvoll gestalten. Ich habe versucht, mich g'scheit vorzubereiten. Ich hatte schon in Österreich ein paar wertvolle Tage mit meinem Trainer, und ich bin am Samstag angereist, also relativ früh vor Ort. Man kann sich nirgends besser vorbereiten als an der Turnierstätte.

STANDARD: Wie sehen diese letzten Tage der Vorbereitung aus?

Wiesberger: Ich habe mir einige Proberunden ausgemacht mit Spielern wie Miguel Angel Jimenez und Jose Maria Olazabal, die schon öfter hier angetreten sind, Olazabal hat sogar zweimal gewonnen. Ich hoffe, dass ich von ihrer Erfahrung profitieren kann. Neben mir spielen nur fünf, sechs andere Rookies mit - mit denen zu trainieren, würde mir wenig bringen. Ich will mit einem wirklich guten Gefühl ins Turnier gehen.

STANDARD: Wenn man das erste Mal in Augusta antritt, setzt man sich dann mit der Geschichte auseinander, die den Ort umweht?

Wiesberger: Natürlich weiß ich, dass das ein sehr alter, sehr historischer Golfklub ist, der dieses Turnier veranstaltet.

STANDARD: Ein Klub, der sich erst im Jahr 1990 zur Aufnahme dunkelhäutiger und erst im Jahr 2012 zur Aufnahme weiblicher Mitglieder durchringen konnte.

Wiesberger: Der Klub hat sich sehr lange, lange genug, in seiner ursprünglichen Form gehalten. Dass er sich dann doch endlich verändert hat, ist nicht zuletzt ein Zeichen dafür, wie global Golf geworden ist. Und dass der Golfsport natürlich überall auf der Welt Frauen einbinden muss und will.

STANDARD: Was unterscheidet das Masters von anderen Turnieren, was kommt in Augusta auf Sie zu?

Wiesberger: Mich erwarten täglich 18 Loch Golf. Viermal, wenn es gut läuft, und nur zweimal, wenn es weniger gut läuft.

STANDARD: Aber es sind 18 sehr spezielle Löcher.

Wiesberger: Die Löcher an sich sind es gar nicht. Es ist das Flair, es ist die Atmosphäre, die Tradition. Es herrscht viel Rummel, es gibt viele Side Events, es sind viele Zuseher da. Aber in den USA ist das nicht so außergewöhnlich.

STANDARD: Hat es so gesehen geholfen, dass Sie wegen Ihres hervorragenden Saisonstarts schon einige US-Turniere bestritten haben?

Wiesberger: Das kann wirklich wertvoll sein, dass ich jetzt schon ein bisserl Amerika-Erfahrung gesammelt habe. Mein Ziel war es immer, mich mit den Besten zu messen. Und in Augusta spielen nur die Allerbesten.

STANDARD: Wobei Sie in den USA die Cuts verpasst haben.

Wiesberger: Einige Teile in meinem Spiel waren nicht so stark wie zu Jahresbeginn. Das lange Spiel war solide, aber auf den Grüns hat's gehapert. Das kurze Spiel war der Hauptunterschied. Aber ich denke, dass ich das in den Griff bekommen habe. Ich glaube, die Putts werden bald wieder so fallen, wie sie schon gefallen sind.

STANDARD: War es vielleicht gar nicht schlecht, dass Sie just in einer Phase, als Sie hochgejubelt wurden, sozusagen wieder auf dem Boden der Realität gelandet sind?

Wiesberger: Ich persönlich hatte ja nie abgehoben, ich bin immer auf dem Boden geblieben. Ich weiß, was ich kann, und ich weiß auch, dass einem im Golf nichts in den Schoß fällt.

STANDARD: Inwiefern sind Grüns in Amerika schwieriger?

Wiesberger: Sie sind meistens schneller, schwierig zu lesen. Ich stelle mir vor, das ist, als müsste sich ein Skifahrer plötzlich auf eine andere Schneebeschaffenheit einstellen, weil zum Beispiel die Piste vereist worden ist.

STANDARD: Apropos Skifahrer. Als Marcel Hirscher kürzlich in der "ZiB 2" gefragt wurde, ob er sich bei der Sportlerwahl wieder im Duell mit David Alaba sieht, hat er ganz ausdrücklich Sie erwähnt und Ihre Leistungen hervorgehoben. Sehen Sie sich auf einer Stufe mit einem Hirscher und einem Alaba?

Wiesberger: Das ehrt und freut mich, dass mich Marcel in dem Zusammenhang erwähnt hat. Er wollte sicher ausdrücken, dass es auch andere gute Einzelsportler gibt, dass viele eine gute Leistung abrufen. Da gibt es einige andere auch, die man nennen könnte.

STANDARD: Hirscher hat aber nur von Ihnen geredet.

Wiesberger: Vielleicht war die Sendezeit zu kurz. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 7.4.2015)