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Die Zunge der Pasterze, aufgenommen am 22. September 2010 (links) und am 19. September 2014 (rechts). Die extremen Rückgänge blieben dieses Jahr unter der 100 Meter Marke.
Innsbruck - Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen sind Österreichs Gletscher im Vorjahr weiter geschrumpft, wenn auch ein wenig langsamer als zuletzt. Der durchschnittliche Längenverlust der Gletscher beträgt aktuell 10,3 Meter, wie am Dienstag im aktuellen "Gletscherbericht 2013/14" veröffentlicht wurde.
Die extremen Rückgänge lagen nach Angaben der Experten dieses Jahr unter der 100 Meter-Marke, die Zahl der stationären Gletscher nahm weiter zu. Von den 86 beobachteten Gletschern schmolzen 86 Prozent zurück, neun Prozent blieben "stationär" und fünf Prozent (vier Gletscher) stießen vor.
Pasterze schmolz um 53,6 Meter
Vor allem in Gebieten mit geringeren Winterniederschlägen oder an sehr großen Gletschern mit tief ins Tal reichenden Zungen fällt die Bilanz laut Alpenverein nicht positiv aus. Diese seien früh ausgeapert und durch die hohen Temperaturen im Frühsommer auch wieder stark zurückgegangen. Dies betreffe Österreichs größten Gletscher, die Pasterze, mit einem Rückgang von 53,6 Metern sowie den diesjährigen Rekordhalter, den Gepatschferner mit einem Minus von 91 Metern. Dessen Zunge sei seit dem Vorjahr stark zerfallen.
Auch wenn das Jahr 2014 sowohl global als auch in Österreich als wärmstes Jahr der Messgeschichte in die Annalen der Klimatologie eingehe, hätten die Gletscher jedoch auch Glück gehabt und von einem "durchwachsenen Sommer" profitiert, hieß es. In der entscheidenden Phase im August, in der die schützende Schneedecke von den Gletschern abschmelze, seien die Temperaturen nur unterdurchschnittlich gewesen.
Dadurch hätten die in Summe leicht überdurchschnittlichen Temperaturen des Sommers den Eisriesen nicht allzu viel anhaben können. "Von einer Periode des Gletscherwachstums, wie etwa in den 1980er-Jahren, sind wir allerdings noch weit entfernt. Damals sind mehr als die Hälfte der Gletscher gewachsen, auch das Mittel der Längenänderungen war deutlich positiv", sagte Gletscherforscherin Andrea Fischer.
Schneedecke schütze die Eisriesen
Drei Gletscher waren zum Zeitpunkt der Messungen im Spätsommer und Herbst noch schneebedeckt. Grund dafür waren die extrem hohen Winterniederschläge im Süden, welche die Gletscher bis lange in den Sommer unter einer mächtigen Schneedecke verschwinden ließen. Somit war auch die Dauer der Schmelzsaison nur kurz. Besonders erwähnenswert seien der Eiskargletscher in den Karnischen Alpen, der bereits das siebente Jahr in Folge unter einer dicken Schneedecke begraben liegt, erklärten die Vertreter des Alpenvereins. Jene Gletscher in den Karnischen Alpen, Ötztaler Alpen und in Teilen der Hohen Tauern, die im Winter hohe Schneemengen verzeichneten, hätten den Sommer "praktisch verschlafen".
Im Hinblick auf das heurige Jahr halten sich die Experten des Alpenvereins mit Prognosen noch zurück. "Um über Auswirkungen auf die sommerliche Schmelze zu spekulieren, ist es noch zu früh, da jetzt erst die Monate kommen, in denen starke Niederschläge auf den Gletschern fallen", erklärte Fischer. Der "Kernwinter" mit den Monaten Dezember, Jänner und Februar sei im Vergleich zum Frühjahr generell niederschlagsarm. Am meisten würden die Gletscher vom Aprilwetter im Frühling, das im Tal schon Regen bringe, profitieren, meinte die Leiterin des Alpenverein-Gletschermessdienstes. (APA/red, derStandard.at, 7.4.2015)