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Laut einer repräsentativen Umfrage sind vier von fünf Befragten davon überzeugt, dass psychische Erkrankungen nach wie vor ein Tabuthema sind.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Wien - Knapp ein Fünftel der Bevölkerung fühlt sich aktuell gefährdet, psychisch zu erkranken. Fast 80 Prozent kennen in ihrem Umfeld jemanden, der entweder psychisch krank ist oder war. Insgesamt sprechen sich neun von zehn Befragten für eine Gleichstellung psychischer und physischer Erkrankungen aus. Das ergab eine repräsentativen Studie, für die im Auftrag der Initiative "Open Innovation in Science" der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) 1.000 Personen befragt wurden.

Vier von fünf Befragten sind davon überzeugt, dass psychische Erkrankungen nach wie vor ein Tabuthema sind. 78 Prozent der Interviewten wünschen sich darüber hinaus, stärker am Forschungsprozess beteiligt zu werden.

"Die Befragung zeigt, dass psychische Erkrankungen weit verbreitet, aber noch immer stark tabuisiert sind", sagt Ulrike Schmidt, Leiterin der Trauma-Ambulanz des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München und Mitglied im Beirat der Initiative "Open Innovation in Science".

Einfluss der Bürger auf die Forschung

Betroffene, Spezialisten und Interessierte haben nun ab dem 16. April über die Online-Plattform "Reden Sie mit" die Möglichkeit, sich an der Entwicklung von Forschungsfragen zum Thema psychische Erkrankungen zu beteiligen.

Ich bin davon überzeugt, dass die Einbindung externer Wissensgeber in Zukunft an Bedeutung gewinnt", so die LBG-Geschäftsführerin Claudia Lingner. "Es geht uns um eine Diskussionskultur auf Augenhöhe zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Das heißt für uns auch, dass Bürger Einfluss darauf haben, was erforscht wird. Wir wollen also Wissen, das außerhalb einer Kerndisziplin liegt, für konkrete Forschungsanliegen nutzbar machen. Denn so können sich völlig neue Fragestellungen und in späterer Folge neue Lösungen ergeben", ergänzt die Expertin.

Bei "Open Innovation in Science" handelt es sich nach Angaben der LBG um eine europaweit einzigartige Initiative. Sie wird von der LBG getragen und von einem Advisory Board unterstützt, dem unter anderem Vertreter der WHO, der Harvard Medical School und der Max-Planck-Gesellschaft angehören. (APA/red, derStandard.at, 9.4.2015)