T-Mobile.

Foto: Presserat

Novomatic.

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Easybank.

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Wien - Fragen wie "Was haben Sie aus dem vergangenen Jahr gelernt?" oder "Welche Schwerpunkte wird es im Jahr 2015 geben?" fallen nicht unbedingt in die Kategorie kritischer Journalismus. Werden solche Interviews nicht als Werbung gekennzeichnet und auch noch mit ganzseitigen Inseraten von Unternehmen garniert, deren Chefs befragt werden, dann sind sie ein Verstoß gegen den Ehrenkodex der österreichischen Presse. Zu diesem Urteil kommt der österreichische Presserat in einer Entscheidung, die das Selbstkontrollorgan der Branche am Donnerstag mitteilte.

Konkret geht es um drei Interviews mit Unternehmenschefs, abgedruckt in der Tageszeitung "Heute" vom 23. Jänner 2015 (siehe links). Interviewt wurden die Chefs der "easybank" (S. 28), "Novomatic" (S. 34) und "T-Mobile" (S. 36). Ein Leser hat die Interviews als wohlwollend, unkritisch und verdeckte Werbeeinschaltung beanstandet und den Presserat informiert, so der Presserat in einer Aussendung.

"Heute" hat in dem Verfahren nicht Stellung genommen. Die Pressesprecher von "Novomatic" und "T-Mobile" haben gegenüber dem Presserat festgehalten, dass es keine Einflussnahme seitens der Unternehmen gegeben habe. Von der "easybank" hat sich niemand geäußert.

"Werbebotschaften"

Der Presserat schreibt: "Der Senat stellt fest, dass den drei - ausschließlich positiven - Interviews auf der jeweils gegenüberliegenden Seite ganzseitige Inserate für die von den Interviewten geleiteten Unternehmen gegenüberstehen. Die Interviews unterscheiden sich im Hinblick auf Gestaltung, Aufmachung und Schriftbild nicht von den redaktionellen Inhalten der Zeitung. Außerdem weist der Senat darauf hin, dass die Fragen in den Interviews unkritisch formuliert sind und die Antworten der Gesprächspartner viele Werbebotschaften enthalten."

Für den Presserat sind die drei Interviews "Gefälligkeitsinterviews". Das ergebe sich bereits aus dem werblichen Charakter der Antworten der Interviewten. "Ein weiteres Indiz, dass es sich bei den Interviews um beeinflusste und unkritische Berichterstattung handelt, sind die ganzseitigen Inserate der involvierten Unternehmen, die auf den unmittelbar gegenüberliegenden Seiten geschaltet worden sind", heißt es. Es bestehe der Eindruck, dass die Interviews bloß als Beigabe zu den Inseraten veröffentlicht worden sind.

"Heute" hat sich wie auch die "Kronen Zeitung" und "Österreich" nicht der Schiedsgerichtsbarkeit des Presserates unterworfen. Die meisten Verstöße gegen den Ehrenkodex, nämlich 32, ging 2014 auf das Konto von "Kronen Zeitung" (16), "Österreich" (11) und "Heute" (5). (red, derStandard.at, 9.4.2015)