Eine verstörende Geschichte konnte man in der "Zeit" lesen: Nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo gab es eine beispiellose Welle der Solidarität und der Entschlossenheit. Entschlossenheit der Redakteure, ihre Zeitung am Leben zu halten. Solidarität der Bürger, die hunderttausende Abos bestellten und Spenden überwiesen. Jetzt ist die Verlagskasse so prall gefüllt, dass das Geld für zehn Jahre reicht. Aber gerade deshalb beginnt sich nun die Redaktion um Macht und Geld zu zerstreiten.

Was die Jihadisten nicht schafften, schafft jetzt also das Geld.

Es ist beinahe so etwas wie eine Metapher für die Wirkung der Geldkultur auf alles: auf soziale Beziehungen, die Literatur, unsere Sehnsüchte und Wünsche. Geld macht alles möglich und entfaltet doch auch zerstörerische Wirkung. Muss das so sein? Aber selbst wenn: Können bestimmte zerstörerische Wirkungen verringert, dafür die positiven verstärkt werden?

Das Geld und wir – Aspekte einer verstörenden Beziehung.

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(Robert Misik, derStandard.at, 12.4.2015)