Gegen Albträume hilft die Therapie mittels Neurofeedback zwar wahrscheinlich nicht, dafür aber bei bei moderaten Schlafstörungen.

Foto: wikipedia/gemeinfrei/Johann Heinrich Füssli

Mit Neurofeedback-Training lassen sich bei Menschen mit moderaten Schlafstörungen Verbesserungen erzielen. Das zeigten Salzburger Psychologen in einem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt. Diese Form des Gehirntrainings könnte eine Alternative zu Medikamenten darstellen. Personen mit lange andauernder oder stark ausgeprägter Schlaflosigkeit konnte so aber nicht geholfen werden.

Ständige Übererregung

"Menschen mit Schlaflosigkeit, einer sogenannten Insomnie, befinden sich in einem Zustand des 'Hyperarousal', also der Übererregung. Der Griff zur Tablette liegt nahe", erklärt Manuel Schabus vom Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften der Universität Salzburg. Wird dieser Erregungszustand im Gehirn medikamentös behandelt, bestehe die Gefahr von Nebenwirkungen, Gewöhnungseffekten oder sogar Abhängigkeiten.

"Medikamente dämpfen häufig einfach die nächtlichen Gehirnaktivitäten und somit auch hilfreiche Funktionen wie die sogenannte 'Konsolidierung von Gedächtnisinhalten', also das nächtliche Einmeißeln von Informationen", berichtet der Psychologe, der für seine Forschung zu veränderten Bewusstseinszuständen, wie sie im Schlaf oder im Wachkoma auftreten, im vergangenem Jahr einen Start-Preis des FWF erhalten hat – die mit bis zu 1,2 Millionen Euro höchstdotierte Förderung für Jungforscher in Österreich.

Sensomotorischer Rhythmus

Der Wissenschafter um Schabus testeten das Neurofeedback-Training an Patienten mit Schlafstörungen zwischen 19 und 50 Jahren. Sie lernten ihre Gehirnaktivität gezielt zu verändern und ihre Gehirnschwingungen im Wachzustand auf einen bestimmten Frequenzbereich zwischen 12 und 15 Hertz zu bringen. Dieser sogenannte sensomotorische Rhythmus ist besonders wichtig für den Leichtschlaf und zeigt sich als "Schlafspindeln" (typische Wellenmuster) im EEG, insbesondere während des Einschlafens.

In zehn Lerneinheiten mussten sich die Studien-Teilnehmer bemühen, eine Kompassnadel am Bildschirm, die sich abhängig von ihrer Gehirnaktivität bewegte, allein durch die Kraft der mentalen Entspannung auf einen grünen Punkt zu lenken. So lernten sie, ihren eigenen sensomotorischen Rhythmus am Computerbildschirm zu beobachten und zu steuern.

"Durch das Training gelang es uns, bei 16 von 24 leicht beeinträchtigten Patienten den sensomotorischen Rhythmus im Wachzustand und die Schlafspindeln zu verstärken. Jene, die gut auf das Training ansprachen, wiesen eine verbesserte Schlafqualität auf", erklärt Schabus.

Höhere Schlafqualität

Da die Teilnehmer insgesamt 21 Mal ins Schlaflabor kamen, konnten die Forscher die Veränderungen genau analysieren. Dabei stellte sich auch heraus, dass es vielen auch leichter fiel, Wortpaare zu lernen und wiederzugeben. Die Patienten schätzten auch die Schlafqualität höher ein, was allerdings auch in der Kontrollgruppe mit Teilnehmern ohne Gehirntraining zu beobachten war.

"Ein gezieltes Training und ausreichende 'Schlafhygiene' fördern nicht nur das Wohlbefinden, sondern schützen auch neu gelernte Informationen vor störenden Einflüssen", sagt Schabus. Personen mit länger andauernder oder stärker ausgeprägter Schlaflosigkeit sprachen auf das Gehirnwellentraining jedoch nicht an und zeigten auch keine positiven Veränderungen von Schlaf oder Gedächtnis. (APA, derStandard.at, 13.4.2015)