"Guck mal, Mama", staunt das kleine Mädchen auf dem Spielplatz, "da wachsen Haare aus dem Boden.

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"Guck mal, Mama", staunt das kleine Mädchen auf dem Spielplatz, "da wachsen Haare aus dem Boden." Man hat in TV-Krimis ja schon viele Kinder verschwinden sehen. Doch als am Montagabend in der ZDF-Krimiserie Unter anderen Umständen der blonde Schopf eines toten Achtjährigen aus der Sandkiste ragt, ist das schon starker Tobak. Aber an dieser Stelle folgt auch schon die Entwarnung: Schlimmer wird‘s nimmer.

Der Bub also ist weg, die Mutter verständlicherweise in Panik. Kommissarin Jana Winter (Natalia Wörner) und ihr Team suchen sich in ihrem zehnten Fall durch das winterkalte Schleswig-Holstein.

Das ist nicht einfach, weil in der Anti-Bilderbuch-Familie des verschwundenen Buben vor allem der Vater sehr verdächtig ist und der größere Sohn sowie der Onkel sich einigermaßen verdächtig benehmen. In dieser Familie stimmt ganz offensichtlich irgendetwas ganz und gar nicht.

Was da im Argen liegt, ist am Schluss keine wirkliche Überraschung. Aber bis dahin müssen die Ermittler noch bis Dänemark eilen, wo es auch nicht wärmer ist. Nicht nur aufgrund der niedrigen Temperaturen liegt eine merkwürdige Kälte über diesem Film, die jegliches Mitfühlen und Mitgefühl im Ansatz abfrieren lässt.

Näher als die verkorkste Familiengeschichte geht einem das Schicksal von Dienststellenleiter Arne Brauner (Martin Brambach). Der hat ein Alkoholproblem und behindert zur Vertuschung die Ermittlungen.

Das aber passiert so mitleiderregend, dass man ihm ebenso wenig böse sein kann, wie dem Team. Dem nämlich unterläuft in der Pathologie ein Fehler, der zwar fürchterlich, aber dramaturgisch immerhin die Überraschung dieser Folge ist. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 15.4.2015)