Nach dem Sieg bei der Nachwahl in der westungarischen Kleinstadt Tapolca schwimmt der Rechtsradikale Gábor Vona im Glück. Er sieht sich bereits als logischer Herausforderer des regierenden Rechtspopulisten Viktor Orbán. Bis zur Parlamentswahl 2018 will er seine Jobbik ("Die Besseren") "regierungsfähig" machen.

Seit knapp zwei Jahren arbeitet Vona daran, ihr das Image einer Volkspartei zu verpassen. Er ließ sich mit schnuckeligen Hundewelpen fotografieren, nahm seine eigene faschistoide Rhetorik zurück. Nicht ohne Erfolg.

Als Regierungs- und auch als Oppositionschef hat der Autokrat Orbán die Tabus gegenüber rechtsextremen Ideen und Haltungen abgebaut. Viele der inzwischen auf eine halbe Million geschätzten Protestwähler sind deshalb für die Sirenentöne der Jobbik empfänglich. Es sind die Laute eines Wolfs, der nur ganz wenig Kreide gefressen hat. Unter der Oberfläche der Welpenbilder schlummert weiterhin das Nazi-Ungetüm. Lajos Rig, der Krankenpfleger, der am Sonntag für die Jobbik das Mandat von Tapolca geholt hat, postete auf seiner Facebook-Seite offen rassistische Kommentare gegen Roma und Juden.

Andere Jobbik-Spitzenleute verbrennen EU-Fahnen oder verlangen, alle Juden in Ungarn aufzulisten. Selbst Vona hält noch an der Schnapsidee einer Abstimmung über den EU-Verbleib Ungarns fest. Kommt Jobbik in die Nähe einer Regierungsbeteiligung, wäre das eine Katastrophe für Ungarn. (Gregor Mayer, DER STANDARD, 15.4.2015)