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Gerettete Flüchtlinge auf einem italienischen Boot.

Foto: EPA/PASQUALE CLAUDIO MONTANA LAMPO

Rom – Mehr als 10.000 Flüchtlinge sind seit Samstag von der italienischen Küstenwache und der Marine im Mittelmeer gerettet worden. Allein seit Montag wurden 1.511 Migranten in Sicherheit gebracht. Chaotische Zustände herrschen auf Sizilien. In Palermo trafen am Mittwoch zwei Schiffe mit 480 Menschen an Bord ein, 236 landeten in der Hafenstadt Messina.

Die neue Flüchtlingswelle betrifft auch die kleine Felsinsel Lampedusa südlich von Sizilien. 1.443 Menschen sind zurzeit im Auffanglager der Mittelmeerinsel eingepfercht. Dabei ist die Flüchtlingseinrichtung für lediglich 250 Menschen gedacht, warnen Menschenrechtsorganisationen. Die italienische Regierung will eine Luftbrücke organisieren, um die Flüchtlinge aufs Festland zu bringen.

Nach der jüngsten Flüchtlingstragödie vor der libyschen Küste galten am Mittwoch noch bis zu 400 Menschen als vermisst. Etwa 150 Überlebende des Untergangs eines Flüchtlingsboots vor Libyens Küste berichteten, bei dem Unglück am Sonntag seien etwa 400 Menschen ertrunken - 24 Stunden, nachdem das Boot von der libyschen Küste abgelegt habe. Die Überlebenden waren am Dienstag in Reggio di Calabria an der Südspitze Italiens an Land gebracht worden. Dort wurden sie von Mitarbeitern der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und der Nichtregierungsorganisation Save the Children befragt. Die Suchaktionen wurden am Mittwoch fortgesetzt. Nach Angaben der Küstenwache gab es jedoch kaum Hoffnungen, "noch weitere Opfer oder Überlebende zu finden".

Flüchtlingslager in Afrika gefordert

Angesichts der zunehmenden Anzahl von Flüchtenden aus Libyen macht Italien Druck auf die EU für die Errichtung von Flüchtlingslagern in Afrika, die von internationalen Menschenrechtsorganisationen betrieben werden sollen. Menschen auf der Flucht vor Kriegen und Verfolgung sollten dort den Antrag auf politisches Asyl in der EU stellen können, forderte der italienische Vize-Außenminister Lapo Pistelli in einem Interview. "Die EU muss uns helfen, über eine halbe Million Flüchtlinge werden in den nächsten Monaten in Italien erwartet. Wir müssen in Europa die Last des Migrantennotstands auf faire Weise verteilen", meinte Pistelli.

"Libyen ist eine absolute Priorität. Man muss die Lage in diesem Land stabilisieren, will man die Flüchtlingswelle stoppen", betonte der italienische Innenminister Angelino Alfano.

Die Regierung von Premier Matteo Renzi gerät wegen der Flüchtlingswelle auch politisch unter Druck. "Italien erlebt eine Flüchtlingsinvasion ohne gleichen, vor der die Regierung machtlos ist. Die Unfähigkeit dieser Regierung angesichts der Flüchtlingsproblematik ist skandalös", betonte der Senator der rechtskonservativen Oppositionspartei Forza Italia, Maurizio Gasparri. (APA, 15.4.2015)