Die Hypo-Töchter im italienischen Udine wurden nicht in die Abbaugesellschaft Heta überführt. Mutmaßliche Betrugsfälle und hohe Wertberichtigungen ziehen tiefrote Spuren durch die Bilanzen.

Roland Halbe Fotografie

Die Altlasten der Hypo Alpe Adria sind nicht nur in der Heta geparkt. Spannend ist es auch 485 Kilometer außerhalb des Scheinwerferkegels, der seit März auf die Heta-Abwicklung durch die FMA in Wien gerichtet ist. Dort, in Udine, ist der Hauptsitz der Hypo-Italientöchter, einer Leasinggesellschaft und einer Bank. Diese Einheit gehört heute einer Holdinggesellschaft der Republik Österreich - und sie bereitet immer noch Sorgen.

Das Italien-Geschäft hat zuletzt hohe Verluste gebracht und Wertberichtigungsbedarf erzeugt; 2013 waren es 540 Millionen Euro. Noch heute hat die Heta 1,7 Milliarden Euro an Refinanzierungslinien in Italien stecken, jede Verschärfung in Italien schlägt sich also direkt in der Heta nieder.

Sorgenkind vernachlässigt

Dass angesichts der tristen Lage der italienischen Wirtschaft die Zahl notleidender Kredite noch steigen könnte, beunruhigt die Involvierten denn auch. Beobachter kritisieren, dass die Österreicher das Sorgenkind Italien im Wirbel um die Heta-Entwicklungen vernachlässigt habe. Es sei sicher, dass die Republik noch Geld springen lassen muss für die italienischen Einheiten, nur die Beträge stünden noch nicht fest. Laut Halbjahresbericht 2014 wurden für drohende Verluste aus dem Verkauf des Südosteuropanetzwerkes und für die maroden Italien-Beteiligungen rund 1,5 Milliarden Euro zurückgestellt. Dass das ausreichen wird, wird allgemein bezweifelt.

Die von Hypo-Italien zählte zuletzt zu den allergrößten Problemfällen der Hypo. 2013 flogen Zinsbetrügereien auf, die Hypo musste die Kunden mit 88 Millionen Euro entschädigen. Der italienische Bankchef, der lange selbst an der Gesellschaft beteiligt war, wurde im März 2013 entlassen, gegen ihn wird in Italien ermittelt. Exmitarbeitern sind seine Auftritte bei gemeinsamen Sitzungen mit den Österreichern (sie führten den Verwaltungsrat) noch heute gut in Erinnerung. Er sei aufgetreten "wie der Papst", mit dem Unterschied, dass er einen Dolmetsch gebraucht habe, mangels Beherrschung der englischen Sprache.

Bei der italienischen Aufsicht steht die Hypo seither unter strengster Beobachtung. Wie berichtet hat sie sechs österreichischen Bankmanagern Strafen von 1,041 Millionen Euro aufgebrummt, Geld, das die Hypo Österreich überweisen musste. Die Beanstandungen der Banca d'Italia wurden zwar inzwischen weitgehend behoben - die Aufseher sind der Hypo aber alles andere als gewogen. Sollte die Aufsicht die Daumenschrauben weiter anziehen und die Bank weitere Liquidität oder Kapital brauchen, "wird es eng", meint ein Wohlinformierter auf österreichischer Seite. Allerdings gebe es weiterhin Kaufinteressenten für die Bank. Die dürfte (wie die SEE-Banken) besenrein übergeben werden: Faule Leasingverträge und Kredite im Volumen von 1,5 Milliarden Euro sollen zuvor ausgegliedert werden.

Anadi-Eigner wollen klagen

Unruhe gibt es auch bei den Eigentümern der ehemaligen Hypo-Österreich (HBA), der heutigen Anadi Bank. Ihre neuen indisch-britischen Eigentümer haben sich zwar nolens volens dazu bekannt, ihre Verpflichtungen für die Pfandbriefstelle im Rahmen der Haftungen für die Heta mit den anderen Hypothekenbanken zu erfüllen - inzwischen sind die 77,5 Millionen Euro auch geflossen.

Allerdings ist zu hören, dass sich die Anadi-Eigner angesichts all dessen über den Tisch gezogen fühlen und ihre Freude an der Bank schon nachlasse. Ihr Vorwurf: Man habe sie beim Kauf nicht über die Imponderabilien aus den Haftungen informiert, nicht alle Informationen in den Datenraum eingespeist. Die Inder sollen daher überlegen, den früheren HBA-Vorstand zu klagen. Von der Anadi-Bank war dazu kein Statement zu bekommen. (Renate Graber, DER STANDARD, 16.4.2015)