Aron Pilhofer, Digitalchef beim "Guardian", auf dem Podium und auf der Leinwand.

Foto: Standard/Föderl-Schmid

Ein pralles Programm in Perugia.

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Zum neunten Mal findet in der umbrischen Stadt das Internationale Journalismusfestival statt.

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Perugia ist für viele Journalistinnen und Journalisten in diesen Tagen das Zauberwort: Zum neunten Mal findet bis Sonntag in der umbrischen Stadt das Internationale Journalismusfestival statt, das anders als die üblichen Medienkongresse ist: offener, praxis- und lösungsorientierter und ohne das übliche Gejammer älterer Herren in hohen Positionen auf Podien.

So gibt Aron Pilhofer, der vor einem Jahr von der "New York Times" zum "Guardian" gewechselte Digitalchef, vom Podium aus Ratschläge, sich im Internet frei verfügbare Werkzeuge herunterzuladen, an kostenlosen Workshops teilzunehmen und sich nach Stickern auf Laptops umzuschauen, die auf ein Mitglied der Open-Knowledge-Gemeinde schließen lassen. Er empfiehlt auch, insbesondere bei aufwendigen datenjournalistischen Projekten nicht lockerzulassen und Teile zu einem späteren Zeitpunkt aufzubereiten, um via Social Media dann erneut darauf hinzuweisen.

Datenjournalismus und User Generated Content

Daten als Teil einer Geschichte zu verwenden sei nichts Neues, meint Pilhofer. Jetzt sei es aber eine eigene journalistische Form, das bedürfe neuer Fähigkeiten in den Newsrooms. Vor allem Programmierer seien gefragt, ergänzt John Crowley, Digitalredakteur beim "Wall Street Journal". Wichtig sei, von Anfang an in Teams zusammenzuarbeiten, gemeinsam Geschichten zu entwickeln.

Datenjournalismus ist auch heuer einer der Schwerpunkte beim Journalismusfestival in Perugia, dazu kommt stärker das Thema, wie journalistische Inhalte für Smartphones aufbereitet werden sollen. Wie man mit User Generated Content, also Informationen und Beiträge von Userinnen und Usern, umgeht, ist ebenfalls ein Diskussionspunkt bei mehreren Veranstaltungen.

Edward Snowden zugeschaltet

Breiten Raum nimmt diesmal der Umgang mit Daten ein: Edward Snowden wird bei einer Veranstaltung zugeschaltet, ebenso Laura Poitras, die mit ihm den inzwischen mit einem Oscar prämierten Film über seine NSA-Enthüllungen und seine Flucht nach Hongkong gedreht hat. Mehrere Diskussionen drehen sich um Pressefreiheit insbesondere in arabischen Ländern.

Es ist dieses Miteinander von Journalisten, die jeden Tag ihr Geld als freie Reporter verdienen müssen, und gut bezahlten Managern wie Raju Narisetti, dem Vizepräsidenten von Rupert Murdochs News Corporation, das dieses Festival zu einem offenen Forum mit Austauschmöglichkeiten ohne Barrieren macht. Insbesondere US-Amerikaner sind zahlreich vertreten. So will auch heuer wieder Margaret Sullivan, die Leseranwältin der "New York Times", an dem Festival teilnehmen, zu den Stammgästen gehört auch der Internetstar Mathew Ingram von Gigaom.

Für viele Journalisten ist Perugia auch so etwas wie eine Mutinjektion, auch wenn es ein Panel mit der Losung gibt: Denk lieber nicht daran, Journalist zu werden! Es gibt aber auch eine Diskussion zum Thema "Warum Print nicht tot ist". Für Datenjournalisten hatte Pilhofer, einer der Pioniere auf diesem Gebiet, am Mittwoch besonderen Trost bereit: "Du wirst so oft scheitern, wie du Erfolg haben wirst. Du willst nur nicht, dass dein Chef das sieht!" (Alexandra Föderl-Schmid, derStandard.at, 16.4.2015)