Das Surface 3 erlöst Microsofts kleine Convertible-Reihe von Windows RT.

Foto: Microsoft

Die Geschichte der Surface-Serie von Microsoft ist eine bewegte und eine voller Unterschiede. Das Surface und Surface Pro 2 konnten zwar Publikum und Presse nicht überzeugen, erhielten aber immerhin Lob für Idee und gute Verarbeitung. Erst im dritten Anlauf, also mit dem Surface Pro 3, brachte der Redmonder Konzern erstmals ein Gerät auf den Markt, das sich sowohl als Tablet, als auch als Notebook einigermaßen bewähren konnte – auch es beide Ansprüche nicht vollständig erfüllt.

Nun möchte man mit dem Surface 3 auch bei der "kleinen" Ausgabe des Convertibles überzeugen. Ein Versuch, der gemäß der ersten Testberichte als in vielen, aber nicht allen Teilen als gelungen bezeichnet werden darf.

"Echtes" Windows statt RT

Wenngleich ebenfalls gut verarbeitet und mit an sich ordentlicher Hardware bestückt, krankte die zweite Surface-Serie bisher an einem ganz anderen Problem. Dieses war vorinstalliert und nannte sich Windows RT. Eine Umsetzung eines normalen Windows-System für Tablets mit der marktüblichen ARM-Hardware, das daher keine regulären Windows-Programme ausführen konnte, da diese für x86-Hardware geschrieben werden. Die Bereitschaft der App-Entwickler, ihre Software für die RT-Plattform umzusetzen erwies sich als ähnlich gering wie der Absatz RT-basierter Tablets verschiedener Hersteller.

Folgerichtig hat Microsoft dieses Experiment nunmehr beendet. Die dritte Generation der kleinen Surface-Tablets verbaut Prozessoren aus Intels Atom-Reihe und läuft mit vollwertigem Windows 8.1. Das alleine, merken Engadget, The Verge und Ars Technica unisono an, verhilft zu großem Mehrwert gegenüber den offiziellen Vorgängern Surface RT und Surface 2.

Angenehmeres Format

Neben dem Plattformwechsel wurden noch andere, nicht unbedeutende Änderungen vorgenommen. Statt Breitbildformat liefert das Display nun ein Seitenverhältnis von 3:2 (1.920 x 1.280 Pixel) bei einer Diagonale von 10,8 Zoll. Das führt beim Betrachten von Filmen und Serien zwar zu schwarzen Balken ober- und unterhalb des Bildes, macht aber insbesondere die Verwendung als reines Tablet leichter.

Der Kickstand, seit je her ein Surface-Markenzeichen, ist nun etwas vielseitiger und rastet in drei statt nur zwei Positionen ein. Etwas über 620 Gramm wiegt das Gerät bei 8,7 Millimeter Dicke und ist damit etwas leichter als das Surface 2. Keine Blöße gibt sich Microsoft bei der Verarbeitung. Das hochwertige Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung weist keine wahrnehmbaren Makel auf.

Anschlüsse

Beim Anschluss-Sortiment bietet das Gerät einen USB 3.0-Stecker, einen mcroSD-Slot, einen DisplayPort, einen gängigen 3,5mm-Klinkenstecker sowie einen microUSB-Anschluss, über welchen auch der Akku geladen wird. Der Verzicht auf einen eigenen Ladeport ist vorteilhaft, denn ein USB-Anschluss oder -Ladegerät mit passendem Kabel findet sich fast überall.

Nichts auszusetzen gibt es am Display. Mit einer Pixeldichte von 214 PPI kann es zwar bei der Darstellungsschärfe nicht mit einem Retina-MacBook oder einem neuen iPad konkurrieren, trotzdem erlauben gute Kontraste, satte Farben und gute Blickwinkelstabilität auch längeres, entspanntes Lesen.

Passable Hardware der Einstiegsklasse

Bei der Ausstattung unter der Haube gibt Microsoft den Konsumenten die Auswahl aus zwei Modellen. 599 Euro werden für die Version mit 64 GB Onboardspeicher und zwei GB Arbeitsspeicher fällig. Für 719 Euro erhält man 128 GB Speicher und vier GB RAM.

Weil Intels neueste Reihe von Atom-Prozessoren auf Basis der "Cherry Trail"-Architektur (x7-Z8700 Quadcore mit 1,6 GHz-Taktung) zwar ein Fortschritt sind, aber dennoch zum Low-End-Segment gehören, empfiehlt sich im Zweifel die teurere Variante, damit das Gerät genug Reserven hat, um zahlreiche Browsertabs ohne Leistungseinbußen zu stemmen.

Darüber hinaus reicht die Performance für grundsätzliche Multimediaansprüche, übliche Büroarbeit und Casual Gaming. Bei 4K-Inhalten gerät das Surface 3 ebenso ins Stocken wie bei den meisten 3D-Games. Bei der Akkulaufzeit erreicht das Convertible zwar nicht die Spitzenwerte des Surface 2, schlägt sich aber respektabel und sollte mit einer Ladung meist durch einen Arbeitstag kommen. Die weitere Grundausstattung beinhaltet ein WLAN-Modul (802.11ac), Bluetooth 4.0 sowie Kameras mit acht bzw. 3,5 Megapixel (Front).

Drei Schwächen

Trotz des Lobes bleiben dem "verwirrenden" Hybriden dreierlei Schwächen. Windows 8.1 ist zwar ohne Einschränkungen nutzbar, aber in puncto Usability bekannt problematisch. Die kachelbasierte Touchoberfläche funktioniert grundsätzlich gut, jedoch gibt es einige Einstellungen, die schlicht nicht in das fingerfreundliche Interface integriert wurden und dementsprechend mit der Hand mühselig zu bedienen sind.

Am Desktop ärgern hingegen Shortcuts zu touchoptimierten Menüs und der Wegfall des klassischen Startmenüs, wenngleich man hier mit Software von Drittanbietern Abhilfe schaffen kann. Immerhin: Mit dem kommenden Windows 10 dürfte auch das nicht mehr notwendig sein.

Sehr großes Tablet, sehr kleines Notebook

Das zweite Problem ist das Format. Für ein Tablet fällt das Surface 3 trotz des Wechsels auf 3:2 immer noch klobig aus. Für einen Laptop hingegen ist das Display wiederum recht klein. Aufgrund der Auflösung empfiehlt es sich für Desktopuser, die Skalierung der Anzeigeelemente zu ändern, um das System einfacher bedienbar zu machen. Weil auf diesem Wege auch Menüs und Anzeigen aufgeblasen werden, die dafür nicht vorgesehen sind, geschieht dies allerdings zu Lasten ästhetischer Ansprüche.

Sinnvolle, aber teure Accessoirs

Die potenziell größte Hürde ist allerdings der Preis. Das Surface 3 ist kein günstiges Gerät und obendrein eines, das erst durch ein Accessoir – das TypeCover mit integriertem Keyboard – sein Versprechen, Tablet und Laptop in einem zu sein, erfüllt. Für die neue Generation gibt es eine angepasste Variante der multifunktionalen Abdeckung, die per Magnetanschluss gut an der Tableteinheit haftet. Es lassen sich aber auch die Cover der Vorgängergeräte nuzten, die jedoch seitlich etwas überstehen.

Wer die Tastatur kauft, muss dafür weitere 150 Euro hinlegen. Ebenfalls eine empfehlenswerte Anschaffung ist der Surface-Stift, mit dem sich der im Display verbaute Digitizer sinnvoll nutzen lässt. Für ihn werden 50 Euro fällig. Erwirbt man die Zusatzausstattung, so schlägt die Investition in das Surface je nach Modell mit 800 bzw. 920 Euro zu Buche.

Geld, um das sich auch ein ordentliches Multimedia-Notebook und ein gutes, separates Tablet kaufen lassen. Wer sich trotzdem ein Convertible wünscht und Wert auf mehr Leistung legt, findet möglicherweise im Surface 3 Pro ein besseres Angebot, als bei seinem kleinen Geschwisterchen. (gpi, 15.04.2015)