2013 flogen in der Hypo-Bank in Udine Zinsbetrügereien auf, Bank und Leasinggesellschaft haben sich als teures Millionengrab erwiesen. Nun droht ein weiterer Geldbedarf.

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Wien - Die Hypo Italien könnte den österreichischen Steuerzahler in Bälde eine Stange Geld kosten. Derzeit laufen noch die Vorarbeiten für die Bilanzierung des Jahres 2014 - und die Vorzeichen verheißen nichts Gutes. Ähnlich wie zuletzt bei der Hypo-Abwicklungsgesellschaft Heta dreht sich alles um Bewertungen und die Frage, ob die Bank als "lebendes" Institut (going concern) bilanziert oder auf Abwicklung gestellt wird.

Dem Vernehmen nach ist Letzteres zu erwarten, samt entsprechenden hohen Abwertungen. Der Kapitalbedarf der italienischen Gesellschaft wird in Eigentümerkreisen mit 300 bis 400 Millionen Euro beziffert.

Geschäft liegt fast auf Eis

Bekannt ist die Sache mit der Umstellung auf Abwicklung der Öffentlichkeit von der Heta: Da hat die jüngste Asset Review (die auch die Basis für die Heta-Bilanz 2014 ist) einen Abschreibungsbedarf von bis zu 8,7 Milliarden Euro ergeben. Und: Insider gehen davon aus, dass auch die Hypo Italien auf Abbau gestellt wird. Ihr Bankgeschäft ist schon jetzt sehr eingeschränkt: Spareinlagen und Sparbriefe hat sie noch in den Büchern, Neugeschäft darf sie aber nicht mehr machen. Das hat die EU der Bank vorgeschrieben.

Zur Orientierung: Die Hypo Italien gehört der staatlichen HBI Bundesholding AG; im Gegensatz zur Heta ist sie eine Bank mit entsprechender Lizenz. Dazu gehört auch noch eine Leasinggesellschaft. 2013 waren Zinsbetrügereien aufgeflogen, die Hypo in Österreich musste 1,041 Millionen Euro (und nicht, wie zuletzt berichtet, Milliarden, Anm.) an Strafen der italienischen Aufsicht von der Banca d'Italia übernehmen.

Die hat die Hypo-Bank daraufhin an die Kandare genommen und jede Menge strengster Auflagen erteilt - ihr aber nicht erlaubt, die Bankkonzession zurückzulegen. Das hätte den Vorteil gehabt, dass sie als Nicht-Bank weniger strengen Eigenkapitalvorschriften unterliegen würde. Dem Kreditinstitut können die italienischen Aufseher dagegen jederzeit hohe Eigenkapitalquoten aufbrummen. Nachschießen muss da allenfalls die Republik Österreich als Eigentümerin. Kein Neugeschäft, aber auch keine Abwicklung: "Das ist, als wäre die Bank lebendig begraben", beschreibt ein Involvierter den unbequemen Zustand der Bank.

Im Rahmen der jetzigen Bilanzerstellung für die Hypo Italien haben sich der HBI-Holding-Vorstand (Alexander Picker) und sein Aufsichtsrat abgesichert - und eine Durchleuchtung der Assets in Italien verlangt. Diese Asset Review durch Wirtschaftsprüfer ist dem Vernehmen nach bereits beendet, die Präsentation des Ergebnisses findet dieser Tage statt. Nächste Woche wird der Aufsichtsrat informiert, hat der STANDARD in Eigentümerkreisen erfahren.

Was laut Involvierten aber schon jetzt klar ist: Die Republik wolle auf jeden Fall "reinen Tisch machen". Sie erwarten daher, dass die Abschreibungen (wie bei der Heta) sehr hoch ausfallen werden, und sich ein Eigenkapitalloch von 300 bis 400 Millionen Euro auftun könnte. Muss der Bund einschießen, so würde die Kapitalzufuhr unter dem Titel des Finanzmarktstabilitätsgesetzes erfolgen. Im allerbesten Fall bräuchte die Hypo Italien nur frische Refinanzierungslinien - auch für sie müsste aber der Staat Österreich sorgen. In diesem Fall wären die Auswirkungen auf die Eigenkapitaldecke geringer.

Heta ist raus

Bisher wurde die Italieneinheit von der Hypo/Heta refinanziert; die hat, wie berichtet, rund 1,7 Milliarden Euro in Italien stecken. Sollte ihre Extochter aus Udine abgewickelt oder gar in die Insolvenz geschickt werden, wären diese Milliarden so gut wie verloren. Nachschießen kann und darf die unter dem Abwicklungsregime der FMA und unter einem Zahlungsmoratorium stehende Heta nichts mehr; sie ist ja nicht mehr deren Aktionärin, sondern "nur noch" Gläubigerin.

Einen letzten Hoffnungsschimmer sehen die Eigentümervertreter der verlustreichen Hypo Italien, für die in den vergangenen Jahren schon jede Menge Wertberichtigungen gebildet werden mussten. Sie führen Gespräche mit der Banca d'Italia - und hoffen auf Entgegenkommen. (Renate Graber, DER STANDARD, 17.4.2015)