Wien - Wenn nicht rechtzeitig alle erforderlichen Klimaschutzmaßnahmen durchgeführt werden - und es sieht nicht danach aus -, könnte ja auch Geoengineering das Problem der Erderwärmung lösen, hoffen manche. Die Palette der angedachten Möglichkeiten reicht von Schwefeldioxid, das in der Stratosphäre freigesetzt wird, um den Effekt eines vulkanischen Winters in abgeschwächter Form zu simulieren, bis zu Spiegeln im All, die einen Teil des Sonnenlichts reflektieren und so die Energiebilanz ausgleichen.

Experten warnen aber vor Nebenwirkungen - wie zuletzt Helene Muri von der Universität Oslo bei der Generalversammlung der "European Geosciences Union" (EGU) in Wien. Durch Geoengineering könnte man die Erde zwar theoretisch wieder auf das Niveau vor der Industrialisierung kühlen. Allerdings bliebe das nicht ohne Folgen.

Bitte die Nebenwirkungen beachten

Man könne etwa den Treibhauseffekt verringern, indem man die Cirruswolken (sie befinden sich in etwa 8.000 bis 12.000 Metern Höhe) ausdünnt. Sie reflektieren nämlich langwellige Strahlung zur Erde zurück, was diese aufheizt. Wenn man kleine Partikel in die Höhe der Wolken brächte, würden sich daran größere Eiskristalle bilden, die wiederum aus den Wolken ausscheiden, erklärte Muri.

Modellberechnungen zeigten jedoch, dass dadurch die Temperaturunterschiede auf der Erde steigen würden, so Muri. Während die Südhalbkugel stark abkühlen würde, wäre es auf der Nordhälfte sogar noch ein wenig wärmer. Dadurch verschöbe sich etwa die innertropische Konvergenzzone - eine mehrere hundert Kilometer breite Tiefdruckrinne am Äquator, wo die Passatwinde von Norden und Süden aufeinandertreffen - nach Norden. Das brächte unter anderem mit sich, dass die Regenfälle über den Landmassen, wie etwa die Passatniederschläge, intensiver werden, meinte die Wissenschafterin. (red/APA, derStandard.at, 18.4. 2015)