Bild nicht mehr verfügbar.

Die Fondsbranche feiert sich selbst und ihre Entstehungsgeschichte mit dem Weltfondstag.

Foto: EPA/Dennis M. Sabangan

Wien - Allzu viel ist über das Leben von Abraham van Ketwich nicht überliefert. Genau genommen gewinnt seine Biografie erst mit dem Jahr 1774 an Relevanz, als der damals 30-jährige Amsterdamer Kaufmann den weltweit ersten Investmentfonds aus der Taufe hob. Wenige Jahre zuvor hatte van Ketwich einen Börsenkrach sowie die Pleite zahlreicher britischer Banken erlebt, die zu hohe Kredite an Kolonien vergeben hatten. Daraufhin tüftelte der Niederländer an einer Lösung, um Anleger vor einem Totalverlust des Vermögens zu schützen - und fand diese in dem Grundsatz, Anlagen sehr breit zu streuen. Dem lag die Überlegung zugrunde, dass zwar viele Investments binnen kurzer Zeit wertlos werden können, aber niemals alle.

In der Folge gewann van Ketwich zahlreiche Anleger für seine Idee, die daraufhin Anteile an seinem Fonds namens "Einigkeit macht stark" erwarben. Bereits damals wurden die Rechte der Anteilseigner genau definiert, ebenso die Anlagen, in welche der Fonds investieren dürfte. Dieses Konstrukt wurde von den Anlegern dankbar angenommen, sodass auf den Urknall des Fondsuniversums rasch die erste Expansionsphase folgte. Bereits 1776 legte van Ketwich den zweiten Investmentfonds auf, drei Jahre darauf folgte ein weiterer.

Geburtsstunde der Kapitalanlagegesellschaft

Jedoch sollte es noch einige Jahrzehnte dauern, bis im Schottland des Jahres 1860 das erste richtige Fondsunternehmen gegründet wurde - die Kapitalanlagegesellschaft war geboren. In weiterer Folge wurden auf den britischen Inseln und in Frankreich zahlreiche Fondsanbieter gegründet, bis diese Idee knapp vor Ende des 19. Jahrhunderts über den Atlantik schwappte. Bis zum großen Börsenkrach des Jahres 1929 tummelten sich bereits etwa 700 Investmentgesellschaften an der Wall Street. Knapp zuvor war mit dem "Zickert'schen Sparverein" auch im deutschsprachigen Raum ein Investmentvehikel gegründet worden, das jedoch am Börsenkrach und der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre scheiterte.

Weltfondstag

Trotz aller zwischenzeitlicher Rückschläge ist die Fondsbranche einen Weltkrieg und zahlreiche Wirtschaftskrisen später zu einem weltweiten Milliardengeschäft angewachsen. Auf dass diese Entwicklung auch künftig anhalten möge, hat die deutsche Branchenvertretung 2012 einen jährlichen Weltfondstag ausgerufen, der seither jeweils am 19. April - dem Geburtstag van Ketwichs - stattfindet. Auch die österreichischen Interessenvertretungen VAIÖ und VÖIG haben sich dem Ereignis angeschlossen und präsentieren zu diesem Anlass einen Rückblick auf die positive Entwicklung der vergangenen Jahre.

Seit dem Rücksetzer im Jahr 2008 im Zuge der Finanzkrise ist das weltweite Fondsvolumen sechs Jahre in Folge angestiegen und lag Ende 2014 bei 25,8 Billionen Euro. In Österreich ist es erst Ende März mit 169 Mrd. Euro gelungen, den alten Höchststand aus dem Jahr 2006 zu übertreffen. Beliebteste Kategorie sind hierzulande übrigens gemischte Fonds, die ihr Vermögen breit über mehrere Anlageklassen streuen - also ganz im Sinne des Erfinders Abraham van Ketwich. (Alexander Hahn, DER STANDARD, 17.4.2015)