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Der Alltag der Diplomaten in Nordkorea ist oft wenig glamourös.

Foto: EPA/KCNA

Seit August Borg nach Pjöngjang gezogen ist, hat er es sich angewöhnt, stets eine Taschenlampe bei sich zu führen. Regelmäßig würde der Strom ausfallen, und der sei ohnehin von solch schlechter Qualität, dass es unmöglich sei, einen Computer zum Laufen zu bringen. Die Glühbirnen in seiner Wohnung gäben kaum mehr als schummeriges Licht ab, und den Ofen vorzuheizen dauere länger als ein Hollywood-Film.

August Borg arbeitet als Sekretär bei der schwedischen Botschaft in Pjöngjang. Jüngst erzählte er in einem Interview mit dem schwedischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus seinem Alltag im Diplomatenviertel. Seine Anekdoten klingen mehr als deprimierend.

Duschen in der Botschaft

Derzeit habe der Schwede nicht mal fließend Wasser zu Hause und müsse daher in der Botschaft duschen. Die einzigen Nordkoreaner, die er regelmäßig treffe, seien seine Mitarbeiter. Unter den Einheimischen habe er bislang keinen einzigen Freund gefunden. Wie auch? Sobald er jemanden nach Hause einladen würde, bräuchte der eine Erlaubnis des Außenministeriums.

Insgeheim wird wohl das Gros der Diplomatencommunity Pjöngjangs über ganz ähnliche Probleme jammern. Meist bleiben die Tischgespräche jedoch off the record, um die Behörden nicht zu verärgern.

Ständige Begleiter und verdorbenes Fleisch

Natürlich kann man auch im Diplomatenviertel der nordkoreanischen Hauptstadt abends ein Bier trinken gehen, doch irgendwann wird es halt langweilig, in der einzigen Kneipe der Gegend die immer selben Gesichter zu sehen. Der Supermarkt um die Ecke verkauft importiertes Fleisch, allerdings muss man kein Paranoiker sein, um sich vorstellen zu können, wie oft die Lebensmittel bei den ständigen Stromausfällen auftauen und wieder eingefroren werden. Auch die ständige Überwachung geht unweigerlich auf die Psyche: Wer die Stadtgrenzen verlässt, bekommt auf Schritt und Tritt zwei Begleiter an die Seite gestellt. Die Telefonleitung in der Wohnung wird mit Sicherheit abgehört, der Computer überwacht.

Spätestens nach einem Jahr kann wohl jeder Ausländer den Pjöngjang-Blues singen. Die Zeit in der nordkoreanischen Hauptstadt geht an niemandem spurlos vorbei.

Besonders schlimm muss der tägliche Spießrutenlauf während der Ebola-Quarantäne gewesen sein, deren Bestimmungen erst vor wenigen Wochen gelockert wurden. Erzwungene Fiebermessungen waren da nur das geringste Problem.

Natürlich habe der Alltag in Pjöngjang auch seine faszinierenden Seiten, sagte Borg im schwedischen Radio. Wo sonst könne man auf absurd breiten Autobahnen mit dem Fahrrad seine Runden drehen, ohne auf den Verkehr achten zu müssen?

Besseres Bier als im Süden

Zumindest für Bierliebhaber gibt es ein weiteres Trostpflaster: Das nordkoreanische Taedonggang-Bier sei um Meilen schmackhafter als die wässrige Plörre, die südlich der Grenze verkauft wird. (Fabian Kretschmer, derStandard.at, 17.4.2015)