Während Mailand der Weltausstellung Expo 2015 entgegenzittert und befürchtet, dass bei der Eröffnung am 1. Mai weder die geplante Infrastruktur noch alle Pavillons parat sind, scheint es in der "Expo-Außenstelle" Venedig besser zu laufen. Denn in der Lagunenstadt, besser gesagt am neuen Messegelände der ehemaligen Industriezone Marghera, ist man für das Großevent gerüstet. Venedig präsentiert sich dort als "Weltstadt des Wassers", mit einem nigelnagelneuen, von Architekt Michele De Lucchi entworfenen und bereits fertiggestellten Pavillon, der sich dem Thema Wasser in all seinen Facetten widmet.

Die Villa Tiepolo Passi in Carbonera ist nur einer von 4300 Prachtbauten rund um Venedig. Die Vereinigung Ville Venete hat sie zum Hauptsitz ihrer Aktivitäten gemacht.
Foto: Associazione Ville Venete

Der ehemalige EU-Kommissionspräsident Romano Prodi wird Venedigs Beitrag zur Expo "Aquae" am 3. Mai eröffnen. Die Ausstellung verfolgt den Zweck, Wasser als Durstlöscher, als Nahrungsmittel und als Transportweg zu thematisieren. Als kleine Gefälligkeit für Feinschmecker sieht der Ausstellungsbereich aber auch 1000 Quadratmeter für den genussvollen Umgang mit dem Thema Essen und Trinken vor: Köche aus aller Welt werden in Schauküchen stehen und ihre Kreationen danach in Restaurants zum Probieren anbieten.

Ombra im Expo-Bacaro

Ebenso soll es auf dem Gelände einen "Bacaro" geben, das ist ein typisch venezianisches Wirtshaus im Kleinformat. Dort wird gerne Ombra getrunken, so heißt in Venedig der Aperitif. Dazu bekommt man kleine Appetitanreger, die Cicheti, gereicht – sie sind in etwa das, was man in Spanien unter Tapas versteht. Wer eine Eintrittskarte für "Aquae" löst, kommt übrigens ohne Mehrkosten in den Genuss des Bacaro-Besuchs.

Der Garten der Villa Tiepolo Passi
Foto: Associazione Ville Venete

Die Lokalpresse mutmaßt bereits, dass die Expo in Venedig mit ihrem süffigen Zugang zum Generalthema "Den Planet ernähren" mindestens fünf Millionen zusätzliche Besucher generiert. Aber nicht nur die Stadt selbst hat sich Gedanken dazu gemacht, sondern auch das Umland.

Lehrreiche Villen und Höfe

Mehr als 200 sogenannte "didaktische Bauernhöfe" rund um Venedig und die Ville Venete, allesamt famose und zum Teil vom Renaissance-Architekten Andrea Palladio errichtete Landvillen und Schlösser, haben das Expo-Motto zu ihrem Leitmotiv gemacht. Insgesamt zählt man hier rund 4300 Villen und Schlösser, zum Teil zählen sie zum Kulturerbe der Unesco. Eine Vielzahl dieser Villen stand Besuchern der Region auch bisher schon offen.

Castello di San Salvatore
Foto: Associazione Ville Venete

Alberto Passi, Präsident der Associazione Ville Venete, hat eine Reihe von Sonderveranstaltungen und Führungen in Aussicht gestellt – das genaue Programm steht bis dato allerdings noch nicht fest. Im Castello Battaglia Terme bei Padua etwa soll man dann nicht nur wie üblich fürstlich, sondern auch "nachhaltig" speisen können: Alle Zutaten für die exquisiten Menüs kommen nämlich von Bauernhöfen aus der Umgebung.

Landwirtschaft und Qualitätsbewusstsein

Bereits Realität sind die rund 200 in der Region Venetien verstreuten "didaktischen Bauernhöfe", wo vor allem Schulkinder und Familien über die Essenskultur im Veneto, über Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und Qualitätsbewusstsein bei der Auswahl der Produkte aufgeklärt werden. Im Rahmen der Expo 2015 sind nun auch eigens darauf zugeschnittene Programme entstanden.

Fresken im Castello del Catajo
Foto: Associazione Ville Venete

Der Bauernhof Borgoluce in Susegana stellt etwa den Zusammenhang zwischen handwerklicher Produktion und Innovation, Qualität der Nahrungsmittel, Nachhaltigkeit der Herstellung und der verantwortungsbewussten Nutzung von natürlichen Ressourcen – dem wichtigsten Leitmotiv der Expo 2015 – in den Vordergrund. Und wie sich das für einen Hof in dieser Region gehört, wird einem auch gleich gezeigt, wie der famose Prosecco aus der Provinz Treviso entsteht. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, 18.4.2015)